Herzlich Willkommen? Herzlich willkommen!

Herzlich willkommen: Motiv Edeka-Markt, Bauhofstraße Leipzig (Eingang)

© Sandra Meinzenbach

„Herzlich Willkommen“ wird großgeschrieben bei der Supermarktkette EDEKA. Und bei zahllosen anderen Unternehmen, auf Ladenschildern und Websites auch. Selbst Städte und Gemeinden machen es falsch auf ihren Websites und Ortseingangsschildern.

Denn die Grußformel gehört kleingeschrieben. Bei „herzlich willkommen“ handelt es sich um eine verkürzte Variante von „herzlich willkommen heißen“ und bei „willkommen“ um ein Adjektiv. Machen Sie es also besser als EDEKA und viele andere Firmen oder Geschäfte. Begrüßen Sie Ihre Kunden und Gäste mit

  • „Seien Sie herzlich willkommen“,
  • „Sie sind uns jederzeit willkommen“ oder
  • „Wir freuen uns, Sie willkommen zu heißen“.

Die hohe Fehlerquote mag daraus resultieren, dass wir an allen Ecken und Enden auf verkehrte Schreibweisen stoßen. Aber auch gebotene Großschreibungen tragen zur allgemeinen Verunsicherung bei. Schließlich wird „willkommen“ gelegent­lich als Substantiv verwendet. Korrekterweise heißt es

  • „Danke für das herzliche Willkommen“,
  • „allen Besuchern ein sonniges Willkommen bereiten“ oder
  • „ein frostiges Willkommen befürchten“.

Welche Schreibung richtig ist, finden Sie mit einem simplen Trick heraus. Prüfen Sie, ob Sie „willkommen“ steigern können. Formulierungen wie „Seien Sie willkommener“ oder „Sie sind uns am willkommensten“ sind in Gedanken sehr gut möglich. Folglich handelt es sich um kleinzuschreibende Adjektive.

Testen Sie alternativ, ob Sie „herzlich willkommen“ einen Artikel voranstellen und ob Sie die Wortgruppe deklinieren können. Beides funktioniert bei Wendungen wie „mit einem herzlichen Willkommen“ oder „aufgrund des herzlichen Willkommens“. Hier nutzen Sie Substantive und müssen großschreiben.

Ein substantiviertes „Willkommen“ erfragen Sie übrigens ausschließlich mit „was“ oder „für was“ – nicht aber mit „wie“. Die Frage nach dem „Wie“ ergibt nur bei den beiden Adjektiven „herzlich willkommen“ Sinn. Auch damit sind Rechtschreibfehler in Ihren Firmentexten passé.

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3 Kommentare

  1. Bobby Noe

    Falsche Großschreibungen von Verben finden sich inzwischen dutzendfach, wenn nicht gar massenhaft, z.B. in der Wahlmöglichkeit bei der Cookie-Anpassung auf einer ZDF-Seite: “Alle Ablehnen” (aber gleich darunter korrekt: “Auswahl speichern”). Oder auf dem Spendenkonto von “Deutschland Hilft”. Oder auf dem Maklerschild am Straßenrand: “zu Verkaufen”. Oder am Eingang zur Festung Salzburg: “Bitte nicht Rauchen”. Oder am Eingang eines Gasthofs: “Bleiben Sie Gesund!” Oder …

    Ich vermute viererlei:
    1. Die Rechtschreibreform mit der expliziten Auflösung der Verbindlichkeit des DUDEN entfaltet immer mehr ihre zerstörerische, weil letztlich auch ansonsten kompetente Rechtschreiber (z.B. DeutschlehrerInnen) verunsichernde Wirkung.
    2. Schnellschreibtexte in Mails, noch mehr in Chats werden kaum mehr auf Rechtschreib- oder Tippfehler überprüft. Dahinter steht die Annahme, dass der Adressat schon begreifen wird, was man meint. Letztlich stellt sich bei vielen der Eindruck ein, dass die Rechtschreibung nicht weiter bzw. nicht mehr relevant ist. Das mag zwar in bestimmten Bereichen eine Fehleinschätzung sein (z.B. bei Bewerbungsschreiben), ändert aber an der generellen Haltung vieler nichts.
    3. Das anglo-amerikanische Muster der Großschreibung in Überschriften (z.B. bei Musiktiteln wie aktuell Luciano: “Beautiful Girl” oder dereinst “Let’s Have A Party” wird (wie so oft besinnungslos) auch im Deutschen übernommen, z.B. aktuell Nino de Angelo: “Gesegnet und Verflucht”
    4. Die allgemeine Wurschtigkeit gegenüber Regeln (Bei Rot über die Ampel, “weil doch eh keiner kommt”) und ein sich entgrenzender Individualismus (“Mir doch egal, Hauptsache mir gefällts”) nimmt zu. Als ich einmal eine Ladenbesitzerin auf die “Willkommen-Falschschreibung freundlich hinwies, meinte sie nur: ” Sieht aber besser aus.” Der Kommentar von Herrn Müller zielt ja auch auf diese ästhetische statt normorientierte Wahrnehmung von Rechtschreibung (und unterschlägt die kommunikative Bedeutung einer korrekten Rechtschreibung und auch Zeichensetzung).

    Zu diesem Befund passt ja auch die Klage vieler Universitätsprofessoren über mangelnde Schreib- und Rechtschreibkompetenz der Studierenden. Selbst GermanistikstudentInnen sind offenbar zunehmend unfähig, grundlegende Rechtschreib- und auch Grammatikkenntnisse zu dokumentieren oder zumindest zu erwerben, selbst wenn sie diese z.B. im angestrebten Lehramt durchaus (noch!) benötigen. Erst kürzlich hat ein Dozent im Bayerischen Rundfunk darauf hingewiesen, dass mittlerweile zahlreiche Schülerjahrgänge weitgehend diktatfrei (und hier ist nicht der pädagogische “Diktator” gemeint) ins Gymnasium übertreten – wo die Rechtschreibung auch nicht gerade bzw. nicht mehr im Zentrum des Deutschunterrichts steht.

    Alles gute, und Machen sie’s Gut!

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  2. Winfried Mueller

    Man könnte auch sagen: Sie machen es falsch nach Rechtschreibregeln, aber sie machen es vielleicht richtig nach ästhetischen Vorstellungen. Was falsch und richtig ist, wurde ja auch nur von irgendwelchen Menschen einmal festgelegt, es sind Regeln. Oft ist es aber so, dass solche Regeln im konkreten Fall einfach unschön wirken. Insofern freue ich mich über die künstlerische Freiheit, die sich die Werbung nimmt. Ein „Herzlich Willkommen“ könnte doch auch dafür stehen, dass die Großbuchstaben die Bedeutung der Wörter hervorheben. Mir gefällt die Umsetzung von Edeka so viel besser.

    Es kann insofern auch mal eine Anregung sein, nicht immer so an Regeln zu hängen, sondern sich auch Freiheiten zu erlauben.

    Etwas lockerer wird man bei dem Thema, wenn man sich mit Steno beschäftigt. Da lässt man grundsätzlich alle Groß-Kleinschreibung fallen, weil unnötig.

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    1. Sandra Meinzenbach (Beitrag Autor)

      Guten Tag, Herr Müller,

      wenn es darum geht, die Bedeutung von „Herzlich willkommen“ besonders hervorzuheben, besteht (zum Beispiel bei Slogans) die Möglichkeit, Versalien zu nutzen: Damit wäre man bezüglich der Groß- oder Kleinschreibung aus dem Schneider.
      Unabhängig davon: Solange der Rat für deutsche Rechtschreibung und der Duden keine neuen Regelungen treffen, gilt der Grundsatz, dass Rechtschreibung kein Wunschkonzert ist. Gerade bei Website- und Werbetexten (bei anderen Schreiben sehe ich die Dinge durchaus lockerer) hinterlassen Rechtschreibfehler letztlich doch einen unprofessionellen Eindruck.
      Übrigens gibt es diesbezüglich einen Witz unter Lektoren: dass „Herzlich willkommen“ so lange und beharrlich falsch geschrieben wird, bis auch der Duden die (bislang nicht korrekte) Schreibung „Herzlich Willkommen“ in sein Regelwerk aufnimmt und sie damit amtlich macht. Vielleicht haben wir es also irgendwann tatsächlich mit der Alternative „Herzlich Willkommen“ zu tun.

      Viele Grüße
      Sandra Meinzenbach

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