Ein Texter schreibt schnell und effektiv: Schließlich ist er ein Profi. Das glauben viele Menschen, mit denen ich über meine Arbeit rede. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ein guter Text braucht Zeit, weil kundenorientierte Werbebriefe, lesenswerte Newsletters oder informative Blogbeiträge in mehreren Schritten entstehen.
Daher nehme ich mir Zeit für einen Überblick: im Rahmen der Blogparade So schreibe ich, zu der Eva Laspas aufgerufen hat. Ich konzentriere mich darauf, wie ich arbeite. Und ich gebe Ihnen Tipps, wie Sie beim Schreiben Ihrer eigenen Werbetexte vorgehen können.
1. Vorstellungstermin
Zu Anfang möchte ich meinen Kunden kennenlernen: weil mir pauschale Informationen wie „Wir wünschen uns einen neuen Firmenflyer“ oder „Ich brauche einen Werbebrief“ nicht weiterhelfen. Wichtig ist, wer den Flyer oder den Werbebrief lesen wird. Was sich mein Kunde vom angefragten Text verspricht. Und wie er „tickt“: welcher Typ er ist und wie er auftritt.
Praxistipp für Sie: Wenn Sie selbst schreiben, dann beantworten Sie sich alle Fragen, die ich Ihnen stellen würde.
- Wo erscheint Ihr Text: auf Ihrer Website, in einem Kundenprospekt oder in einer Imagebroschüre? Handelt es sich um ein Angebot per E-Mail? Oder um einen klassischen Werbebrief?
- Wen wollen Sie ansprechen: Neukunden oder Stammkunden? Geschäftspartner, Kollegen oder interessierte Laien?
- Was wollen Sie erreichen: Ihr Unternehmen vorstellen, Ihre Dienstleistungen vermarkten oder neue Kunden gewinnen?
- Wie begegnen Sie Ihren Kunden: locker und freundschaftlich, als seriöser Partner oder als Fachexperte?
2. Kopfkino
Wenn ich genug von meinem Auftraggeber weiß, sorge ich für einen produktiven mentalen Rahmen. Ich stelle mir vor, wer sein typischer Kunde sein könnte: Wer kommt in sein Geschäft? Welche Wünsche oder Probleme bringt dieser Durchschnittsbesucher mit? Und was würde er fragen? So kann ich meinen Text an einen konkreten Adressaten richten – und nicht an „die Zielgruppe“, die letztlich immer eine abstrakte und schwer greifbare Masse bleibt.
Praxistipp für Sie: Sie kennen Ihre Kunden selbst am besten. Schreiben Sie daher nicht ins Blaue hinein, sondern denken Sie an eine echte Person.
- Wie würden Sie diesem ganz speziellen Kunden weiterhelfen?
- Wie würden Sie ihm Ihre Arbeitsweise oder die geschäftlichen Abläufe erklären?
- Wie würden Sie mit ihm sprechen?
3. Aufbauarbeit
Die Arbeit am Text beginnt. Ich sammle Inhalte und Argumente. Und ich halte in groben Zügen fest, was ich in welcher Reihenfolge erzählen möchte. In der Regel markiere ich auch gleich, wo Zwischenüberschriften stehen sollen. Hier geht es noch nicht um verbindliche Formulierungen. Eine packende Überschrift, präzise Zwischenüberschriften, die passenden Worte und der richtige Stil? Das alles nehme ich mir in den nächsten Arbeitsschritten vor.
Praxistipp für Sie: Lösen Sie sich von dem Gedanken, gleich im ersten Anlauf den perfekten Text schreiben zu müssen.
- Halten Sie stichpunktartig fest, was Sie sagen wollen: Ausformulieren können Sie später immer noch.
- Wenn Sie geübter sind: Schreiben Sie in vollständigen Sätzen, aber schreiben Sie einfach los – und beißen Sie sich nicht an einzelnen Formulierungen fest.
4. Testversion
Mit etwas Abstand prüfe ich meinen ersten Textentwurf: ob er logisch gegliedert ist und ob ich lesenswerte Informationen für die Zielgruppe meines Auftraggebers aufgegriffen habe. Oder ob unnötige Wiederholungen auftauchen. Da ich eine gewisse Routine besitze, behalte ich auch die wichtigsten Stilkriterien im Hinterkopf: Ich bringe den richtigen, zu meinem Auftraggeber und seinen Kunden passenden Ton ein.
Praxistipp für Sie: Überarbeiten Sie im ersten Schritt die Inhalte, die Argumente und die Gliederung Ihres Textes.
- Lassen Sie den ersten Entwurf einige Tage ruhen.
- Sortieren Sie überflüssige Informationen aus.
- Falls Ihnen die Reihenfolge einzelner Textabschnitte nicht logisch erscheint: Ordnen Sie Ihren Text neu.
- Wenn Sie bislang mit Stichpunkten gearbeitet haben, dann formulieren Sie aus – und bleiben Sie locker: Wirklich bindend müssen Ihre Worte noch nicht sein.
- Wenn Sie bereits volle Sätze geschrieben haben: Springen Sie gleich zu meinen Tipps unter „Upgrade“.
5. Upgrade
Der nächste Überarbeitungsdurchgang steht an. Ich feile an der Leseransprache, verbessere den Ausdruck und finde griffige Überschriften. Wiederum mit etwas Abstand überarbeite ich den Text ein weiteres Mal. Ich streiche überflüssige Wörter. Und ich schaue, ob ich Informationen bündeln und verkürzen kann.
Praxistipp für Sie: Ihre erste Textfassung liefert Ihnen eine gute Basis – gewissermaßen Rohmaterial, mit dem Sie gezielt arbeiten können. Optimieren Sie Ihre Wortwahl in mehreren Schritten. Prüfen Sie beispielsweise,
- ob Sie aus Perspektive Ihrer Leser schreiben oder ob Sie sich zu stark auf Ihre eigenen Interessen konzentrieren.
- ob Sie sperrige Formulierungen nutzen: Substantivierungen, Passivsätze oder unverständliche Fachwörter.
- ob sich unnötige Füllwörter oder Floskeln in Ihren Text eingeschlichen haben.
6. Fehlersuche
Steht der Text, suche ich nach Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Doch sofort einen Korrekturdurchgang zu starten, wäre nicht besonders effektiv. Ich weiß ganz genau, welche Worte ich gerade aufgeschrieben habe: Ich würde nicht aufmerksam genug auf jede einzelne Formulierung schauen und mögliche Fehler übersehen. Daher lasse ich den Text ein, zwei Tage liegen – je länger, desto besser.
Praxistipp für Sie: Heben Sie sich die Fehlersuche bis zum Schluss auf und holen Sie sich erst einmal inhaltliches Feedback ein. Hier sind Sie freier als ich gegenüber meinen Kunden.
- Zeigen Sie Ihr Manuskript einem Kollegen oder Ihrem Geschäftspartner: Drücken Sie sich klar und überzeugend aus? Oder haben Sie zu umständlich formuliert?
- Bitten Sie Ihre(n) Testleser gleichfalls, auf Rechtschreibung und Grammatik zu achten.
- Wenn Sie Ihren Text selbst korrigieren wollen, müssen Sie sich konzentrieren. Dabei helfen Ihnen einige Tricks.
7. Schlussgespräche
Im Idealfall erfüllt mein Text die Erwartungen meines Auftraggebers. Und falls nicht, überarbeite ich den Text noch einmal: falls sich mein Kunde inhaltliche Ergänzungen oder Kürzungen wünscht. Oder falls ihm gewisse Formulierungen nicht zusagen. Allerdings habe ich immer den gesamten Text, die Ziele und die Zielgruppe meines Kunden im Blick. Immerhin soll die Argumentation schlüssig und der Sprachstil stimmig bleiben.
Praxistipp für Sie: Feedback haben Sie sich ja bereits geholt. Nutzen Sie diese Perspektive von außen:
- Verbessern Sie Ihre Formulierungen bei kritischen Anmerkungen ein letztes Mal.
- Entlassen Sie Ihren Text dann aber in die Freiheit. Immer wieder neue Überarbeitungen führen nur zu Schreibfrust: Sie werden Ihr Skript letztlich nie gut genug finden.
Produktiv texten – und Schreibblockaden vorbeugen
Mir persönlich hilft strukturiertes Vorgehen sehr. So kann ich effektiv arbeiten und erhalte ich mir die Freude an meinem Job. Und vielleicht fällt Ihnen das Schreiben jetzt auch leichter. Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen viel Produktivität beim Texten!
Liebe Sandra,
vielen Dank für deinen Beitrag – eine gute Zusammenfassung, die den Lesern hilft, eine Struktur in ihre Texte zu bekommen. Und macht mit dem Mythos Schluss, dass Texten ruckzuck geht … 😉
lg aus Wien
Eva
Liebe Eva,
vielleicht räumt mein Beitrag tatsächlich mit einigen Mythen rund ums Texten auf. Und ich freue mich auf deine Zusammenfassung aller Beiträge deiner Blogparade!
Bis dahin viele Grüße
Sandra