Über Redaktionspläne, Fake-Fans und guten Content: So kommt Social Media an. Ein Interview mit Nicole Bender

Social Media Checkliste: Beitragstitel und Vogelperspektive auf Passanten im öffentlichen Raum

© Jan Kolar – VUI Designer │ unsplash.com

Kaum ein Unternehmen kommt um die Frage „Social Media: Ja oder nein?“ herum. Denn soziale Netzwerke bieten klare Vorteile. Doch wenn Sie sich für einen Firmenauftritt bei Facebook und Co. entscheiden: Wie entwickeln Sie eine gute Social-Media-Strategie? Wie halten Sie Ihre Abonnenten bei Laune? Und welche Fehler sollten Sie vermeiden? Antworten erhalten Sie im Interview mit der Social-Media-Managerin Nicole Bender.

 

Wie können Freiberufler oder Unternehmen von Social Media profitieren?

Durch Social Media haben Freiberufler und Unternehmen die Möglichkeit, sich sichtbar zu machen. Als Unternehmer können Sie in den sozialen Medien von sich und Ihrem Unternehmen erzählen und so Interesse bei potenziellen Kunden erwecken. Bestenfalls werden aus den Interessenten schließlich zahlende Kunden.

Nicht zu verachten ist der soziale Aspekt von Social Media, denn Sie haben Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und Partner zu finden. Gehen Sie in die Kommunikation, tauschen Sie sich aus und protegieren Sie sich gegenseitig! Sie werden von einer guten Vernetzung langfristig profitieren.

Facebook, Instagram, Twitter oder YouTube? Oder doch besser XING oder LinkedIn? Oder eine dieser beiden Business-Plattformen – und parallel dazu Facebook oder Twitter? Wie finde ich den passenden Kanal?

Die Wahl der Social-Media-Plattform hängt in erster Linie von Ihrer Zielgruppe ab. Nur dort, wo sich Ihre Zielgruppe aufhält, werden Sie sie erreichen. Erstellen Sie zusätzlich Personas (das sind Modellpersonen mit den Eigenschaften und Vorlieben Ihrer Zielgruppe): sodass Sie sich vorstellen können, wie die Personen aussehen könnten, die sich für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung interessieren.

Überlegen Sie sich außerdem, wie Sie Ihr Produkt präsentieren möchten. Was können Sie langfristig einbringen? Lebt Ihr Produkt von Bildern oder handelt es sich um eine Dienstleistung, die von Ihren Worten und Texten lebt?

Sollte ich möglichst viele Kanäle einrichten, um sehr viele Menschen zu erreichen? Und kann ich dann einfach die gleichen Inhalte posten – oder sollte ich für jeden Account anders planen?

Jeder Social-Media-Kanal ist individuell und sollte auch so behandelt werden. Entscheiden Sie sich letztendlich nur für die Plattformen, die die oben genannten Kriterien erfüllen. Versuchen Sie nicht, alle Kanäle zu bespielen, denn für jeden Social-Media-Kanal sollte individuell Content erstellt werden. Sinn macht es, sich zunächst auf zwei Plattformen zu beschränken.

Berücksichtigen sollten Sie auch, dass es sich bei Instagram und Facebook zwar um zwei verschiedene Plattformen handelt, doch dass beide Plattformen nur miteinander in vollem Umfang genutzt werden können.

Was raten Sie Unternehmern, die ihre Social-Media-Profile selbst betreuen und keinen Profi heranziehen wollen? Wie plant man am besten?

Nur durch regelmäßige und kontinuierliche Beiträge versprechen die sozialen Medien den gewünschten Erfolg. Manchmal scheint das jedoch nicht umsetzbar. Jeder kennt die sogenannte „Saure-Gurken-Zeit“: Es gibt einfach nichts zu erzählen.

Mit einem gut durchdachten Redaktionsplan können Sie dieses Problem umgehen. Tragen Sie feste Feiertage, Saisonzeiten und Ferien bzw. Urlaub ein. Wie sind Ihre persönlichen Termine? Welche besonderen Tage beziehen sich auf Ihr Business?

Egal, ob Sie den Redaktionsplan in Form einer Excel-Tabelle führen oder aber einen persönlichen Kalender nutzen: Ihre Planung wird Ihnen ein roter Faden sein. Neben der Jahresplanung können Sie kurzfristige und spontane Ideen in Ihrem Redaktionsplan ergänzen. Beispiele für Redaktions- und Contentpläne finden Sie in Form von Excel-Sheets im Internet.

Haben Sie konkrete Tipps für guten Content?

Meine vier wichtigsten Tipps zur Erstellung von interessanten Inhalten:

  1. Bieten Sie einen Mehrwert. Denken Sie an Ihre Zielgruppe. Was möchte Ihre Zielgruppe und was können Sie ihr bieten?
  2. Lassen Sie Ihre Interessenten nicht im Ungewissen und beantworten Sie bei der Erstellung von Inhalten bereits im Vorfeld die W-Fragen: Wer macht was, warum, wo und wann?
  3. Zeigen Sie Gesicht und bleiben Sie authentisch. Sie können so eine Beziehung zu Ihren Fans und Followern aufbauen.
  4. Wagen Sie Neues! Nutzen Sie neue Formate wie Videos, Storys oder Bewegtbilder.

Bilder, Videos, Mehrwert und Authentizität: Das funktioniert in allen Netzwerken gleichermaßen?

Das ist das für mich wichtigste Kriterium, das für alle Netzwerke gilt: Bleiben Sie authentisch! Nur, wenn Sie sich so zeigen, wie Sie sind, werden Sie Erfolg mit dem haben, was Sie in den sozialen Medien tun.

In allen weiteren Bereichen ist jedes Netzwerk spezifisch. Beiträge müssen unterschiedliche Kriterien erfüllen und bei der Nutzung von Bildmaterial sollten die entsprechenden Anforderungen der Social-Media-Plattform berücksichtigt werden. Zum Beispiel hat jedes Netzwerk spezielle Abmessungen für Bilder. Fotos oder Grafiken sollten in der passenden Pixel-Größe verwendet werden.

Sollte ich meine Social-Media-Strategie immer wieder überprüfen? Und das Konzept komplett umstellen, wenn ich merke, dass meine Inhalte nicht gut ankommen?

Kostenlose Insights auf Business-Pages ermöglichen ein Monitoring, das Ihnen wichtige Informationen zu Ihrem Handeln gibt.

Insigths: Das sind Analyse-Tools auf Facebook, Twitter oder Instagram. Ich kann zum Beispiel sehen, wie oft und wann meine Beiträge gelikt, geteilt oder kommentiert wurden …

Sie können so Rückschlüsse auf günstige Zeiten für ein Posting ziehen, Erfolge Ihrer Beiträge bewerten oder aber auch die Konkurrenz beobachten.

Grundsätzlich sollten Sie die Insights im Auge behalten und bei Bedarf kleine Anpassungen vornehmen. Ein gesamtes Konzept sollte jedoch nur dann verworfen werden, wenn es langfristige oder schlagkräftige Gründe gibt.

Viele Likes und viele Follower machen Eindruck. Wie wichtig sind hohe Followerzahlen und viele Interaktionen? Was raten Sie Menschen, die mit dem Gedanken spielen, sich Fake-Fans zu kaufen?

Allen, die mit diesem Gedanken spielen, kann ich nur abraten. Mit Fake-Fans wird niemand Geld verdienen, denn Fake-Fans werden niemals potenzielle Kunden für Sie. Sparen Sie sich diese Kosten und investieren Sie stattdessen in eine gut platzierte Werbung in den sozialen Medien. Nirgendwo sonst können Sie Ihre Zielgruppe so genau eingrenzen und Ihre Wunschkunden erreichen.

Um organische Reichweite zu erhöhen, sind Interaktionen von hoher Bedeutung. Interaktionen erhöhen Ihre Sichtbarkeit, erwecken Interesse und die sozialen Medien belohnen Sie dafür mit einem besseren Algorithmus.

Für organische Reichweite brauche ich Content mit Mehrwert: weil ich damit Fans gewinne, die sich (anders als Fake-Follower) tatsächlich für meine Postings interessieren. Von gekauften Fans abgesehen: Welche weiteren „No-Gos“ fallen Ihnen beim Social-Media-Marketing auf?

Leider sehe ich immer wieder Unternehmen, die nur auf ihr Business fokussiert sind. Die sozialen Netzwerke leben von Interaktionen und Kommunikation. Nicht umsonst heißen sie soziale Netzwerke. Ich sollte ein Teilen oder Verlinken meiner Inhalte honorieren. Das heißt: Ich sollte darauf eingehen, indem ich kommentiere, mich bedanke oder mich revanchiere. Wie im wahren Leben spielt hier Sozialverhalten eine große Rolle. Miteinander und nicht gegeneinander!

Ein weiterer Fehler sind verwaiste Seiten. Irgendwann wurde einmal in großer Euphorie eine Business-Page erstellt und aktiv bespielt. Doch nachdem sich der Erfolg nicht schnell genug eingestellt und das eigene Interesse nachgelassen hatte, passiert nichts mehr. Für die Ressourcen Zeit, Personal und Geld werden andere Prioritäten gesetzt, sodass für die sozialen Medien nichts mehr übrig bleibt. Verwaiste Seiten wirken sich negativ auf das Image eines jeden Unternehmens aus.

Der dritte Fehler ist gleicher Content ohne Mehrwert. Auf Facebook und Instagram werden Sie immer wieder aufgefordert, Beiträge auf beiden Kanälen zu posten. Sicher ist das ein Anreiz und eine Zeitersparnis, doch empfehle ich Ihnen, diese Aufforderung zu ignorieren, denn

  1. Hashtags haben bei Facebook keinerlei Bedeutung.
  2. es ist sofort ersichtlich, dass Sie aus Zeitersparnis oder Bequemlichkeit diese Funktion genutzt haben.
  3. der Algorithmus von Facebook misst dem Beitrag weniger Wert zu.
  4. ich verärgere Fans und Follower mit gleichem Content.

Eine spezifische Problematik zeigt sich bei Facebook. Wir haben als Facebook-Nutzer unterschrieben, dass wir unser Profil nicht für kommerzielle Zwecke nutzen werden. Mit gewerblichen Beiträgen auf unseren Profilen bewegen wir uns schnell auf dünnem Eis und riskieren bei einem Verstoß gegen die Facebook-Richtlinien eine Sperrung des eigenen Profils.

Sind diese Facebook-Richtlinien das einzige Problem?

Abgesehen von diesem Risiko hinterlässt die Nutzung eines Profils für gewerbliche Zwecke einen unseriösen Beigeschmack. In einem Profil sind weder Impressum noch Datenschutz hinterlegt. Sie bewegen sich somit rechtlich in einer Grauzone und bieten Interessenten und Kunden keine rechtliche Grundlage.

Neben der alleinigen Nutzung eines Profils sehe ich oft eine Vermischung aus Profil und Business-Seite (mehr dazu in meinem Blogbeitrag Brauche ich als Unternehmer Facebook Business?). Um als kompetenter Anbieter oder Berater zu erscheinen, sollten Sie das Profil für Ihre privaten Zwecke nutzen oder im Bedarfsfall Beiträge Ihrer Business-Seite teilen. Auf Ihrer Business-Seite sollten Sie ausschließlich gewerbliche und kommerzielle Beiträge veröffentlichen. Mit den kostenlosen Insights der Business-Seite haben Sie dazu sehr gute Möglichkeiten, Erfolgsmessungen zu betreiben und Ihre Aktivitäten im Blick zu behalten.

 

Foto Nicole Bender: Social-Media-Managerin

Nicole Bender unterstützt kleine bis mittelständische Unternehmen und lokale Händler aus dem Ruhrgebiet, in den sozialen Medien sichtbar zu werden. Als Social-Media-Managerin und Inhaberin der Agentur media-bender.ruhr begleitet sie ihre Kunden bei allen Fragen rund um Social-Media-Marketing: auf ihrem Weg in die Öffentlichkeit und bei den Herausforderungen der Digitalisierung.

 

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.