Nutzen Sie „Social Media“, „Slideshow“ oder „Sale“? Oder doch lieber „soziale Medien“, „Diavortrag“ und „Schlussverkauf“? Ob Sie mit Anglizismen oder mit deutschen Begriffen besser fahren, kommt darauf an. Und wie viele Anglizismen gute Website- und Werbetexte vertragen, irgendwie auch. Doch worauf eigentlich?
Englische Formulierungen gehören längst zu unserem Wortschatz. Viele von ihnen kommen uns kaum mehr fremd vor. Andere gehören in manchen Branchen und Geschäftsfeldern einfach dazu. Und manche Anglizismen in der Werbung sind bloße Floskeln. Daher gebe ich Ihnen einen Leitfaden mit: welche Anglizismen Sie nutzen können und sollten – und auf welche Sie getrost verzichten können.
Anglizismen in der Werbung: Pro und kontra
Anglizismen in Ihrer Werbung? Auf diese Frage gibt es keine eindeutigen Antworten. Ob englische, aber ins Deutsche übertragene Wörter Ihren Firmentexten guttun oder nicht, hängt davon ab. Und zwar davon,
- ob Anglizismen zur Alltagssprache gehören: ob sie sich in unserem Sprachgebrauch etabliert haben,
- ob es solide deutsche Übersetzungen gibt oder ob solche Übersetzungen allzu bemüht klingen,
- ob englische Vokabeln unentbehrlich sind: wenn Sie, beispielsweise, als Suchmaschinenoptimierer (SEO) arbeiten, könnten Sie kaum verzichten,
- ob Sie einen Teil Ihrer Zielgruppe links liegen lassen: weil Ihre Zielkunden Ihre Texte einfach nicht verstehen und
- ob Ihre Werbetexte bloß besonders dynamisch und modern klingen sollen – und ob Sie Anglizismen als aufgesetzte Werbefloskeln missbrauchen.
Anglizismen oder nicht? Leitfaden für Ihre Werbetexte
Folgende Tipps und Tricks helfen Ihnen, Anglizismen in der Werbung besser einzuschätzen. Und griffige Texte zu schreiben, Floskeln zu vermeiden und Ihren Wunschkundinnen und -kunden entgegenzukommen.
Grünes Licht: Alltagsanglizismen
Für Formulierungen, die jeder von uns kennt und versteht, gibt’s grünes Licht. Hier fehlen uns in aller Regel starke deutsche Synonyme: für
- Blog, Computer, Chat und Coaching,
- Happy Hour, Leasing und last minute,
- Fast Food, Flatrate oder Follower,
- Management, Marketing, Newsletter und Notebook,
- Onlineshop, Software, Smartphone und Spam,
- Tablet, Website oder WLAN.
Deutsche Umschreibungen haben wir uns abgewöhnt: weil Übersetzungen weder eindeutig noch prägnant sind. „Nutzungsüberlassungsvertrag“, „Pauschaltarif“, „Prozesse der Unternehmensleitung“ oder „Strategien der Umsatzsteigerung“: Wüssten Sie sofort, was gemeint ist? Greifen Sie besser zu klaren, weniger sperrigen Begriffen: zu „Leasing“, „Flatrate“, „Management“ oder „Marketingstrategien“.
Am besten, Sie überprüfen sich selbst. Anglizismen sind völlig in Ordnung, wenn Sie sie auch im Gespräch mit Ihren Kunden verwenden. Vorsicht ist nur dann geboten, wenn Sie auf Teufel komm raus hip und trendy (fünf Euro in die Anglizismus-Kasse!) klingen wollen – Ihre Formulierungen aber alles andere als gebräuchlich sind.
Im Sinne Ihrer Leser: Branchentypische Anglizismen
Wenn Anglizismen zu Ihrem Beruf oder Ihrem Geschäftsfeld gehören, kommen Sie kaum um sie herum. Doch Sie sollten immer hinterfragen, ob sich Ihre Leserinnen und Leser mit solchen Anglizismen auskennen. Und sie im Zweifelsfall erklären: Sie können
- ein Glossar mit kurzen oder etwas ausführlicheren Erläuterungen anbieten: auf einer Unterseite Ihrer Website oder als separate Rubrik in Ihrer Firmenbroschüre,
- kurze Erklärungen direkt in Ihre Werbetexte einfließen lassen: empfehlenswert, wenn Sie nur gelegentlich Anglizismen erwähnen und problemlos Zusatzinformationen anbringen können.
Möglich sind solche Kurzerklärungen überall: in Flyern, in Werbebriefen oder in Ihrem Newsletter. Denkbar wäre zum Beispiel
- „In Ihrem Elevator Pitch beschreiben Sie in zwei, drei Sätzen, was Sie Ihren Kunden bieten.“
- „Eine solche Sprache wird als Corporate Language bezeichnet: als charakteristischer und individueller Stil, den Ihre Leser jederzeit wiedererkennen.“
- „Backlinks: Das sind Links, die von anderen Websites auf Ihre eigene Website verweisen.“
Hinterfragen Sie, ob solche Erläuterungen oder ein Glossar nötig oder doch eher überflüssig sind: ob Sie mit Anglizismen in der Werbung (und auch mit allen anderen Fachbegriffen) die Sprache Ihrer Zielgruppe sprechen.
Darauf kommt’s an: Auf Ihre Zielkunden und Ihre Unternehmenssprache
Analysieren Sie klar und deutlich, wer Ihre Zielgruppe und Ihre Wunschkunden eigentlich sind. Und wie sie „ticken“:
- Wollen Sie Menschen erreichen, die sich in der Thematik und rund um Ihre Anglizismen auskennen? Oder geht’s um Theresa Müller von nebenan?
- Zu welchen Worten greifen Ihre Kundinnen und Kunden, wenn sie anrufen, mailen oder in Ihrem Geschäft nachfragen?
- Würden sie von „Elevator Pitch“ oder „Corporate Language“ sprechen – oder eher von „Kurzpräsentation“ und „markanter Unternehmenssprache“?
Denken Sie jedoch auch daran, welcher Ton und welche Worte Ihnen selbst liegen. Achten Sie darauf, wie Sie mit Ihren Kunden reden. Anglizismen, die Sie im Gespräch verwenden, gehen in Ordnung: Sie passen zu Ihrer Sprache und Ihrem Stil. Doch Anglizismen, die Sie nicht benutzen, sollten Sie auch aus Ihren Website- und Werbetexten verbannen.
Alarmstufe Rot: Floskelalarm
Ich hatte es bereits erwähnt: Auf Biegen und Brechen trendig und dynamisch klingen zu wollen, ist kein guter Plan. Es gibt jede Menge Anglizismen, die Ihren Texten einen verschwurbelten Anstrich verpassen. Zumindest dann, wenn sie nicht zu Ihrem Beruf und auch nicht zu Ihrer normalen Sprache gehören:
- Wären Anglizismen wie „High Potentials“, „Facility Management“, „Mindset“ oder „Slideshow“ wirklich nötig?
- Und „Lifehacks“, „Headline“, „Statement“ oder „Sale“?
- Oder würden es auch „qualifizierte Nachwuchskräfte“, „Hausmeisterservice“, „Lebenskniffe“ oder „Überschrift“ tun?
Das gute alte Deutsch sorgt nicht nur für verständliche Texte. Sie beugen allzu großem Rätselraten Ihrer Leser vor – und Sie können viel mehr Klangfarbe einbringen.
„Statement“ beispielsweise lässt sich mit „Stellungnahme“, „Feststellung“, „Botschaft“ und „Ansicht“ übersetzen. Und mit „Nachricht“, „Mitteilung“ oder „Meinungsbeitrag“. Doch „Stellungnahme“ meint etwas anderes als „Botschaft“ und „Ansicht“ wirkt ungleich persönlicher als „Meinungsbeitrag“: Solche Abstufungen gelingen Ihnen mit dem Anglizismus „Statement“ nicht. Auch das spricht dafür, Anglizismen mit Bedacht zu verwenden.
Zu guter Letzt
Anglizismen in der Werbung sind vollkommen okay. Ich halte nichts davon, sämtlichen Anglismen den Garaus machen zu wollen (Stichwort „Sprachverschandelung“). Achten Sie einfach auf Verständlichkeit. Gehören Anglizismen zu unserem Alltag, dann nutzen Sie sie. Und gibt es vertretbare deutsche Begriffe, dann nutzen Sie sie auch. So bleiben Sie nah an Ihren Kundinnen und Kunden – und Ihre Werbetexte kommen an!
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