„Ich“-Botschaften? Oder doch besser „Wir“-Formulierungen? So schreiben Sie am besten über Ihr Unternehmen

Ich oder wir: So schreiben Sie am besten über Ihr Unternehmen; Zuschauersaal, in dem einzelne Personen und kleine Grüppchen sitzen

© Chrystal710 | pixabay.com

Wenn Sie ein kleines (oder etwas größeres) Unternehmen haben, arbeiten Sie wahrscheinlich im Team. Vielleicht arbeiten Sie aber auch allein: als Freiberufler und Solopreneur, als Dienstleister mit festem Netzwerk – oder als Unternehmer, der die ganze Hauptarbeit übernimmt, aber einige Angestellte ins Boot geholt hat.

Als klassischer Einzelkämpfer sollten Sie sich nicht hinter (vermeintlich seriöseren) „Wir“-Formulierungen verstecken und selbstbewusst zum „Ich“ greifen. Dennoch: Wie Sie über sich und Ihr Unternehmen schreiben, kommt auf Ihr Business und Ihre individuelle Situation an. Die kann unterschiedlich aussehen: je nachdem, ob Sie als Inhaber im Mittelpunkt stehen – oder ob neben Ihnen auch Ihre Mitarbeiter direkten Kontakt zu Ihren Kunden pflegen.

Wie Sie einen Bogen zwischen Ihrem „Ich“ als Unternehmer oder Chefin, Ihren Angestellten und möglichen Kooperationspartnern schlagen: Dafür stelle ich Ihnen Formulierungsbeispiele vor.

„Ich“ oder „wir“?

In meinem Beitrag Vorhang auf: Ihr Auftritt als Einzelunternehmer rate ich dazu, dass Sie Mut zum „Ich“ haben sollten: Wenn Sie allein arbeiten, gelingt Ihnen eine ehrliche und umso überzeugendere Selbstdarstellung. Doch unter Umständen werden Sie Ihrer Firma mit einer reinen „Ich“-Kommunikation nicht gerecht. Letztlich kommt es darauf an,

  • ob Sie als Person im Zentrum stehen und gezielt auf „Persönlichkeit“ setzen wollen,
  • ob Sie mit festen Netzwerkpartnern arbeiten und regelmäßig Aufträge delegieren: zum Beispiel zu Stoßzeiten oder während Ihres Urlaubs,
  • ob Sie mit anderen Unternehmen kooperieren,
  • ob einzelne Ihrer Mitarbeiter Ihren Kunden gegenübertreten oder
  • ob Sie Angestellte oder Assistenten beschäftigen, an denen keiner Ihrer Auftraggeber oder Käufer oder Klienten vorbeikommt.

1. Als Einzelunternehmer arbeiten Sie mit einem festen Netzwerk

Vielleicht sind Sie Grafikerin und arbeiten regelmäßig mit einem freien Texter oder einer Fotografin zusammen: um Ihren Kunden ein über Ihre eigentlichen Schwerpunkte hinausreichendes Gesamtpaket anzubieten. Vielleicht arbeiten Sie als Steuerberater und holen gelegentlich eine Juristin dazu. Oder Sie sind Übersetzerin und delegieren einzelne Projekte an Ihre Urlaubsvertretung.

Überall hier geht es um Sie als Person. Interessierte Kunden sollten Sie etwas besser kennenlernen und Vertrauen aufbauen. Kommunizieren Sie daher in der Ich-Form – und weisen Sie ausgehend von Ihren eigenen Angeboten auf mögliche Kooperationspartner hin: auf Ihrer Website mit Sätzen wie

  • „Sie wünschen sich ein Komplettangebot? Ich und mein Netzwerk sorgen für Ihre Anzeigen, Ihre Flyer und Ihre Werbeplakate.“
  • „Ihre Steuererklärung nach aktuellem Recht: Dafür arbeite ich mit einer Expertin des Steuerrechts zusammen: (…)“.
  • „Teamarbeit macht Sinn. Meine Partner(innen) stelle ich Ihnen gern vor: (…).“

Wichtig: Machen Sie deutlich, dass es sich um Ihr Netzwerk und nicht etwa um feste Angestellte handelt. Am besten, Sie richten eine „Über mich“-Seite ein, stellen sich selbst vor – und ergänzen einen weiteren Menüpunkt wie „Netzwerk“, „Kooperation“ oder „Komplettangebot“.

Und für den Fall, dass Sie Flyer drucken lassen oder Einträge in Branchenportalen pflegen? Dort geht’s natürlich auch kürzer. Sie können kurz und knapp erwähnen:

  • „Als Grafikerin übernehme ich Ihre Flyer, Broschüren oder Anzeigen. Dabei werde ich von meinem Netzwerk unterstützt: von (…)“.
  • „Ich arbeite mit freien Kollegen zusammen. Dazu gehört die Steuerrechtlerin (…).“

2. Als (Klein-)Unternehmer kooperieren Sie mit anderen Firmen

Ähnlich sieht es aus, wenn Sie mit anderen Firmen kooperieren. Beispielsweise als Handwerksbetrieb, der mit anderen Betrieben zusammenarbeitet: um sich größere (interessantere?) Aufträge zu sichern oder um seinen Kunden besseren Service zu bieten. Auch hier zählen klare Worte:

  • „Als Ihr Partner für Trockenbau kooperieren wir mit der Firma ‚Wagner Heizungstechnik‘, der Sanitär-Service GmbH und der Elektrohandwerk AG.“
  • „Als Hersteller setzen wir auf Handwerksfirmen, die sich auf unsere Elektromaschinen spezialisiert haben. Davon profitieren Sie, sollten Wartungsarbeiten anstehen.“

Wenn Sie nicht gerade als Soloselbständiger arbeiten, sondern Mitarbeiter haben, empfiehlt sich das „Wir“: auf Ihrer Website und in allen anderen Werbetexten. Dennoch können Sie einen Bogen zu sich selbst schlagen. Vor allem, wenn Ihre Firma „Tim Fischer Innenausbau“ oder „Dirk Hofmann Elektrotechnik“ heißt: mit Formulierungen wie

  • „Bei uns sind Sie richtig, wenn Ihr Innenausbau ansteht. Hinter unserer Firma steht Tim Fischer: Gegründet habe ich meinen Betrieb 2014 (…).“
  • „Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern garantiere ich, dass (…).“
  • „Ich und mein Team übernehmen (…).“

3. Sie stehen im Mittelpunkt – aber Ihr Team gehört auch dazu

Vielleicht sind Sie Fahrzeuggutachter, Coach oder Maklerin und haben einen Assistenten oder eine Sekretärin für die Büroarbeit. Wahrscheinlich liegt der Löwenanteil Ihrer Arbeit bei Ihnen. Doch wenn Mitarbeiter ans Telefon gehen oder in Ihrem Namen E-Mails beantworten, sollten Sie sie erwähnen. Aussehen kann das so:

  • „Ich unterstütze Sie als Fahrzeuggutachter. Ebenfalls in meinem Büro tätig: Jarek Schäfer, meine rechte Hand (…).“
  • „Meine Assistentin oder ich sind montags bis freitags zwischen 9 und 17 Uhr für Sie da.“

Vielleicht arbeiten Sie aber auch als Arzt (oder als Anwältin oder als Notar) und beschäftigen einige Fachangestellte. Wenn Sie keine Gemeinschaftspraxis (oder Gemeinschaftskanzlei) führen, stehen Ihre Leistungen im Mittelpunkt. Doch zunächst haben Ihre Patienten Kontakt zu Ihren Angestellten. Greifen Sie daher zum „Wir“ – aber werden Sie gerne auch Ihrer zentralen Rolle gerecht:

  • „Wir helfen Ihnen, wenn (…).“
  • „Unser Praxisteam begleitet Sie bei (…).“
  • „Als Augenarzt liegt mein Schwerpunkt auf der Netzhautdiagnostik. In unserer Praxis (…).“

4. Sie arbeiten im Team

Mitunter stellt sich die Frage gar nicht, ob Sie zwischen „Ich“- und „Wir“-Formulierungen jonglieren müssen. Immer dann, wenn Sie mehrere Mitarbeiter(innen) haben, die Hand in Hand arbeiten und Ihren Kunden eigenverantwortlich gegenübertreten: in Ihrem Friseursalon, Ihrer Fahrschule und Ihrem Fitnessstudio, in Ihrem Café oder im klassischen Einzelhandel.

Hier sind Informationen über Ihr Geschäft und Ihre Angebote beim „Wir“ am besten aufgehoben. Kunden bekommen es nicht zwangsläufig mit Ihnen, sondern mit Ihren Angestellten zu tun: Daher

  • schreiben Sie mit dem „Wir“ authentischere Website- und Werbetexte,
  • binden Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Augenhöhe ein: Ihre Texte wirken teambildend,
  • schlagen Sie mit Hinweisen wie „ich und mein Team“ oder „gemeinsam sorgen wir dafür, dass (…)“ dennoch eine Brücke zu sich selbst.

Extratipp zum Schluss

Falls Sie ein Team haben, wird Ihre Über-mich-Seite zu „Über uns“ – oder zu „Team“, „Unser Studio“, „Fahrschule Müller“ oder „Salon Weigel“. Und auch hier zählt das Wechselspiel zwischen Ihnen als Chefin oder Chef und Ihren Angestellten. Als Inhaber(in) stehen Sie an erster Stelle, Ihr Team folgt. Falls Sie eine klare Ranghierarchie haben, dann beachten Sie sie: erst Ihr Stellvertreter, dann Abteilungs- oder Bereichsleiter, dann alle anderen Mitarbeiter und Ihr Azubi ganz zum Schluss.

Das könnte Sie auch interessieren

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.