Viele Unternehmen setzen auf eine unorthodoxe Rechtschreibung: bei ihrem Firmennamen und hin und wieder auch bei Produktnamen. Das Modeunternehmen HUGO BOSS und die energie-BKK. Der Energiedienstleister ENTEGA mit seinen Angeboten ENTEGA Ökostrom oder ENTEGA Zuhause Flat. Und die Großbuchstaben in meinem Blog TextSkizzen und in meinem Business TextArbeit SprachKonzept gehören natürlich auch dazu.
Doch wie sieht’s mit solchen Namen und korrekter Rechtschreibung aus? Wie schreiben Sie richtig, wenn Sie sich für einen Firmennamen oder für Produktbezeichnungen mit Ecken und Kanten entschieden haben? Ich habe eine ganze Reihe Tipps für Sie: damit Sie Eigennamen richtig schreiben – und auch die Grammatik korrekt hinbekommen.
Eigennamen und die Rechtschreibung
Wenn Sie Ihren Firmennamen, Ihre Produkte und weitere Angebote festlegen, können Sie sich Freiheiten erlauben. Denn der Rat für deutsche Rechtschreibung hält in seinen „Regeln und Wörterverzeichnis“ unter dem Stichwort Laut-Buchstaben-Zuordnungen (Vorbemerkungen, 3.2) fest: „Für Eigennamen (Vornamen, Familiennamen, geografische Eigennamen und dergleichen) gelten im Allgemeinen amtliche Schreibungen. Diese entsprechen nicht immer den folgenden Regeln.“
Mit „amtliche Schreibungen“ ist nicht die geltende Rechtschreibung gemeint, die der Rechtschreibrat vorgibt und die der Duden aufnimmt: „dergleichen“ bezieht sich (unter anderem) auf Firmen- oder Markennamen, die im Handels-, Unternehmens- oder Markenregister eingetragen sind.
Das heißt für Sie: Sie werden Eigennamen richtig schreiben – auch wenn Sie Rechtschreibregeln außer Acht lassen. Sie können
- Versalien oder Binnenversalien verwenden (Stichwort HUGO BOSS oder TextSkizzen),
- kleine Anfangsbuchstaben nutzen (ähnlich der energie-BKK oder des Magazins audiovision),
- sich für Leerzeichen entscheiden und auf eigentlich korrekte Bindestriche verzichten (wie bei ENTEGA Zuhause Flat) und
- zu sogenannten „Deppenapostrophen“ greifen (wie es die Bäckereikette Schäfer’s tut).
Eigennamen, Rechtschreibprobleme, Lösungsansätze
Fall 1: Eigennamen und die richtige Deklination
Sie müssen Ihren Firmennamen und Ihre Produktnamen richtig deklinieren. Je nachdem, welchen Fall Sie brauchen: Dabei kann es zu Verschiebungen Ihrer Eigennamen kommen. Zum Beispiel bei
- „Lesungen im Sächsischen Antiquariat“,
- „Angebote des Badischen Weinhandels“ oder
- „Produktinformationen unseres Sunshowers Extra White“.
Vielleicht liegt Ihnen daran, solche Namen ohne Flektionsendungen zu verwenden – weil Sie sie als Keywords nutzen oder weil sie Ihnen in „originaler“ Form wichtig sind. Wenn Sie eine nähere Bestimmung voranstellen und diese nähere Bestimmung stellvertretend deklinieren, können Sie Ihre Eigennamen richtig schreiben:
- „Lesungen in unserer Buchhandlung Sächsisches Antiquariat“,
- „Angebote unseres Geschäfts Badischer Weinhandel“ und
- „Produktinformationen unseres Infrarotstrahlers Sunshower Extra White“.
Fall 2: Firmennamen samt Artikel
Angenommen, Sie nutzen Eigennamen mit Artikeln. Hieße Ihr Büro DIE AGENTUR, gehört der Artikel – eigentlich – dazu. Doch hier machen Rechtschreibung und Rechtschreibregeln Zugeständnisse im Sinne lesenswerterer Texte: Sie können einen solchen Artikel jederzeit aus Ihrem Firmennamen herauslösen. Verwenden Sie Versalien, kursive oder farbige Schrift, bleibt der Artikel außen vor:
- „Leistungen der AGENTUR“ (und nicht „Leistungen DER AGENTUR“) oder
- „Stellenausschreibungen der AGENTUR“ (statt „Stellenausschreibungen DER AGENTUR“).
Auch hier gilt: Wenn Sie Ihren Eigennamen richtig schreiben wollen, können Sie auf die Beugung des Artikels verzichten – indem Sie einen gebeugten Zusatz ergänzen oder anders formulieren:
- „Leistungen des Teams von DIE AGENTUR“ oder
- „DIE AGENTUR: Stellenausschreibungen“.
Fall 3: Kleingeschriebene Eigennamen
Vielleicht haben Sie sich für einen Firmennamen oder für Produkte mit kleinen Anfangsbuchstaben entschieden. Die Kleinschreibung macht immer dann Probleme, wenn Sie Ihre Firma oder Ihre Produkte am Satzanfang nennen. Auch wenn Ihre Leser Ihre(n) Namen kennen: Auf den ersten Blick dürften viele verwirrt sein.
Mein Tipp: Formulieren Sie so, dass Ihre Firma und Ihre Produkte nicht an erster Stelle stehen. Angenommen, Ihr Geschäft würde „tee & wein“ heißen: Um Irritationen vorzubeugen, greifen Sie am besten zu
- „Alle Produkte von tee & wein stammen aus fairem Handel“ oder
- „Eröffnet wurde tee & wein im Jahr 2008“ – und nicht zu
- „tee & wein setzt auf Fair Trade“ und
- „tee & wein wurde 2008 eröffnet“.
Bei Überschriften und weiteren freistehenden Zeilen sieht’s etwas anders aus. Dort sind keine Schlusspunkte nötig: Daher stiften kleingeschriebene Eigennamen wie „tee & wein“ gleich zu Beginn weniger Verwirrung als in einem Fließtext mit Satzpunkten.
Fall 4: Firmen- oder Produktnamen mit Leerzeichen statt Bindestrich
Möglicherweise schreiben Sie mit Leerzeichen statt mit Bindestrichen: bei Produkten wie „Sunshower Extra White“ oder „Flex Premium Ticket“. Das geht – doch wenn Sie ein neues Grundwort (steht bei Zusammensetzungen am weitesten rechts) hinzufügen, müssen Sie mit Bindestrichen durchkoppeln. Damit Sie solche Eigennamen richtig schreiben, können Sie alternativ aber auch auf Zusammensetzungen verzichten:
- „Sunshower-Extra-White-Produktbeschreibung“ oder „Produktbeschreibung des Sunshowers Extra White“,
- „Flex-Premium-Ticket-Vorverkauf“ oder „Vorverkauf der Flex Premium Tickets“.
Das gilt auch, wenn Ihr Firmenname aus mehreren Wörtern besteht. Sobald ein neues Grundwort hinzukommt, müssen Sie Bindestriche ergänzen – oder die Zusammensetzung auflösen. Würde Ihre Praxis „Augen Laser Zentrum“ heißen, wäre Folgendes korrekt:
- „Augen-Laser-Zentrum-Termine“ oder
- „Termine im Augen Laser Zentrum“.
Fall 5: Falsche Apostrophe
Ich muss zugeben: Ich mag die als „Deppenapostrophe“ bezeichneten Häkchen vor dem Genitiv-S nicht besonders – auch wenn Sie sie im Falle Ihres Firmennamens und Ihrer Produktbezeichnungen nutzen könnten. Ich nehme immer zuerst den Rechtschreibfehler wahr: bei der früheren Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann, bei der Brauerei Beck’s oder bei der Großbäckerei Schäfer’s. Und bei kleinen Geschäften wie „Anja’s Catering-Service“.
Dennoch können Sie Ihr Unternehmen ohne Weiteres „Daniel’s Hundesalon“ oder „Fischer’s Umzugsservice“ nennen. Allerdings: Überlegen Sie sich gut, ob Sie wirklich einen Apostroph vor dem Genitiv-S verwenden wollen – weil Sie (gerade auf Social Media) Spott auf sich ziehen werden.
Fall 6: Das &-Zeichen
Das &-Zeichen ist eigentlich nur bei Firmennamen wie „Langner und Söhne“ oder bei Bezeichnungen wie „GmbH & Co. KG“ erlaubt: In Ihren Fließtexten ist „&“ kein Ersatz für ein ganz normales „Und“.
Firmennamen wiederum gehen in Ordnung: „Spa & Wellness“ oder „SEO: Beratung & Betreuung“. Und gerne auch Untertitel oder Bezeichnungen im Menü Ihrer Website. Wenn Sie das &-Zeichen mögen und/oder etwas Platz sparen müssen, dann nutzen Sie es ruhig.
Extratipp zum Schluss
Rechtschreibregeln außen vor lassen, aber trotzdem Eigennamen richtig schreiben: Das heißt umgekehrt nicht, dass Ihre Kunden oder Geschäftspartner Fehler machen, wenn sie Ihren Firmennamen, Ihre Angebote oder Ihre Produktbezeichnungen aufgreifen – und sich dabei an die Regeln des Dudens oder des Rats für deutsche Rechtschreibung halten.
Auch wenn der Rat für deutsche Rechtschreibung Eigennamen aus dem Kanon geltender Rechtschreibregeln ausklammert: Ihre Kunden können und dürfen Ihre Eigennamen anders schreiben, als Sie selbst sie festgelegt haben – „Tee & Wein“ statt „tee & wein“, „Augen-Laser-Zentrum“ statt „Augen Laser Zentrum“ oder „Fischers Umzugsservice“ statt „Fischer’s Umzugsservice“.
Das könnte Sie auch interessieren
- Einheitliche Unternehmenssprache? Tipps für Texte aus einem Guss
- Termine, Öffnungszeiten, Einladungen: Uhrzeiten richtig schreiben
- Werbetexte sind für Ihre Kunden wie das Feierabendbier: Deshalb sollten Sie schreiben, wie Sie sprechen
- Sympathisch schreiben: Tipps für einen gewinnenden Unternehmensauftritt