Dialekt in der Werbung: Im Fernsehen und im Radio gehört er längst zum guten Ton. Aber in der Schriftsprache und in Ihren Werbetexten?
Auch das funktioniert – wenn Sie einen engen Bezug zu Ihrer Region pflegen und Ihren Kunden regionale Angebote machen. Doch Sie sollten einige Dinge beachten. Dialekt in der Werbung kann schnell peinlich klingen: Dann punkten Sie weder mit Ihren Slogans noch mit Ihren Texten. Daher nehme ich Vor- und Nachteile auseinander. Und ich zeige Ihnen, wie Sie Ihren Dialekt in Ihre Werbetexte einbringen können: damit Ihre Botschaften ins Schwarze treffen.
Werbung und Dialekt: Prominente Beispiele
Manche Dialekte werden ausgesprochen gern gehört. Zu den Top Five der deutschen Regionalsprachen gehören Bayrisch, das Norddeutsche und Kölsch – dicht gefolgt von der Berliner Schnauze und dem Schwäbischen. Prominente Beispiele gefällig?
- „Mia san mia“: Das Motto des FC Bayern München gibt’s als offizielle Hymne – und im hauseigenen Fanshop auf vielerlei Merchandise-Artikeln.
- Die Brauerei Schwaben Bräu nutzt (selbstverständlich) schwäbische Sprache: auf ihrer Website und in der Print-Werbung.
- Werbung des im Odenwald ansässigen Müsliherstellers Seitenbacher kommt ebenfalls auf Schwäbisch daher: im Fernsehen, im Radio – und bisweilen auch in Anzeigen.
- Bereits etwas zurück liegt der Fall des Uhrenkonzerns Swatch: 2012 erschien der Schweizer Geschäftsbericht als Eimaligi Dialäkt-Usgaab.
- Und bei Lieferando geht’s um kreative Wortspiele (weniger um Dialekt an sich): „Isch bin dir Farfalle“, „Maki, moag i!“ oder „Wasabi da nur bestellt?!“.
Dialekt in der Werbung: Das spricht dafür
Dialekt in der Werbung funktioniert, wenn Sie in Ihrer Region verwurzelt sind und regionale Produkte anbieten. Dialekte empfehlen sich aber auch, wenn Sie Ihre Angebote über die Grenzen Ihrer Region bekannt machen und Lokalkolorit mitnehmen wollen:
- Dann spielen Sie ein Alleinstellungsmerkmal aus. Ihre Produkte erhalten eine individuelle Note und stärken Ihr Image.
- Mit Ihrem Dialekt zeigen Sie Ihre Persönlichkeit: Warum das so wichtig ist, lesen Sie in meinem Beitrag Punktlandung mit Persönlichkeit.
- Wenn Sie Kundinnen und Kunden in Ihrer Region erreichen wollen, begegnen Sie ihnen auf Augenhöhe: Sie sprechen sie gezielter an.
Und Dialekt in der Werbung bietet Ihnen weitere Vorteile:
- Werbung mit Dialekt sticht aus dem Hochdeutsch-Einerlei heraus. Sie bleibt im Gedächtnis hängen – und damit natürlich Ihre Angebote.
- Sie erreichen Ihre Kunden auf emotionaler Ebene: Sie sprechen ihr Heimatgefühl an. Oder Gemütlichkeit, Erinnerungen, Traditionen und Nostalgie.
- Werbung mit Dialekt geht gelegentlich viral: Das sichert Ihnen Reichweite. Die Baufirma Holp beispielsweise hatte im schönsten Schwäbisch einen „Baggor-Fahror“ und einen „Laschdwaga-Fahror“ gesucht – und neben vielen Bewerbungen jede Menge Aufmerksamkeit in den sozialen Medien erhalten.
Dialekt in der Werbung: Das spricht dagegen
Dass Dialekte in der Fernseh- und Radiowerbung, nicht aber im Schriftlichen gängig sind, hat einen simplen Grund: Niedergeschriebene Dialekte lassen sich eher schwer lesen. Dialekte im Werbetext können sehr anstrengend sein:
- Etliche Leser dürften genervt reagieren – vor allem dann, wenn sie Ihren Dialekt nicht kennen und wenn Sie längere Texte schreiben. Sind Ihre Werbebotschaften mühsam zu lesen, laufen sie ins Nichts.
- Vielleicht werben Sie über die Grenzen Ihrer Region hinaus. Wenn Sie einen Dialekt nutzen, den viele Menschen ablehnen (Sächsisch gehört dazu), können Ihre Botschaften nach hinten losgehen.
- Und ganz grundsätzlich: Dialekte in der Werbung und in Werbetexten kommen nicht überall gut an. Sie sollten akzeptieren, dass es Leser geben wird, die Ihr Marketing daneben finden.
Wägen Sie Vor- und Nachteile also sorgfältig ab. Falls Sie die Pluspunkte des Dialekts in der Werbung nutzen wollen, helfen Ihnen folgende Tipps:
Werbetexte mit Dialekt: Grundsatztipps
Der Duden führt einige Dialekt-Begriffe: „Dirndl“, „Mäderl“, „Paradeiser“ oder „Schwyzerdütsch“. Doch abgesehen davon gibt es keine klaren Regeln, wie Sie Ihren Dialekt am besten in Wort und Schrift fassen. Dem mündlichen Klang können Sie sich ohnehin nur annähern. Wenn Sie Ihren Dialekt in die Schriftsprache übersetzen wollen, ist Sensibilität gefragt:
- Wenn Sie nicht nur in Ihrer Heimat, sondern auch in anderen Regionen werben, muss Ihr Dialekt verständlich bleiben: Setzen Sie auf einen überregionalen Dialekt – und nicht auf die unbekannte Mundart, die in Ihrem Heimatort gesprochen wird.
- Gehen Sie dosiert vor: Nutzen Sie Ihren Dialekt vielleicht nur in Ihren Überschriften, in Slogans oder in Teasern. Dann überfordern Sie Ihre Leser nicht.
- Wenn Sie längere Dialekt-Texte in Ihre Website einbinden wollen, dann richten Sie eine zweisprachige Website ein: sodass Leser, die Ihren Dialekt auf Dauer zu anstrengend finden, ins Hochdeutsche wechseln können.
Werbetexte mit Dialekt: Feinarbeit
Sie haben sich dafür entschieden, einen überregionalen Dialekt zu nutzen und Sie haben diesen Dialekt in Ihren Werbetexten etwas ausgedünnt. Doch Dialekt in der Werbung sollte auch gut lesbar sein. Daher gilt:
- Vereinfachen Sie Ihren Dialekt. Sie können auf schwierige Dialekt-Einsprengsel verzichten und allzu unleserliche Schreibweisen abschwächen: So gestalten Sie Ihre Texte leserfreundlicher.
- Reduzieren Sie die (eigentlich gebotene) Lautmalerei. Schwaben Bräu beispielsweise wirbt mit „braukunschd ’driffd fä:nkuldur“ oder „’no: ned ’bi:rernschd“. Mit kleinen Änderungen bleiben Dialekte erhalten und Ihre Leser Ihrem Text besser gewachsen: mit „braukunschd driffd fänkuldur“ und „no ned bierernschd“.
- Prüfen Sie den Dialekt in Ihren Website- und Werbetexten auf Herz und Nieren: Lassen Sie Ihre Texte von Menschen gegenlesen, die Ihren Dialekt bestens verstehen – und von Menschen, die ihn gar nicht kennen. Dann können Sie sicher sein, dass Ihre Werbung funktioniert.
Dialekt in der Werbung: Zu guter Letzt
Dialekt in Ihren Werbetexten funktioniert: weil Sie auf die Besonderheiten Ihrer Region, Ihrer Firma oder Ihres Geschäfts aufmerksam machen. Und weil Sie sich damit ein unverwechselbares Merkmal geben. Jetzt kommt’s darauf an, ob Sie sich trauen – und auch in Ihren Werbetexten auf Lesbarkeit und eine verständliche Sprache achten.
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