Sind Sie sicher in Fragen der Rechtschreibung (vor allem der „neuen Rechtschreibung“, die seit 1998 gilt)? Schätzen Sie präzise Schreibweisen und korrekte Formulierungen? Oder ist Ihnen die Rechtschreibung egal?
Letzteres ist der sprichwörtliche Worst Case, wenn Sie für Ihr Unternehmen schreiben. Es gibt gute Gründe, warum Sie in Ihren Firmentexten fehlerfrei schreiben sollten. Und falls Sie mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß stehen, habe ich einige Tipps für Sie: damit Sie Ihre Texte dennoch auf Vordermann bringen können.
Fehlerfrei schreiben: Das gehört dazu
Bei korrekter Rechtschreibung geht es nicht nur um Buchstabendreher („Tippfheler“) und Rechtschreib- oder Formulierungsfehler („unentgeldlich“, „das Einzigste“, „von 14-16 Uhr“). Fehlerfrei schreiben heißt auch, auf typografische Baustellen zu achten. Zur sogenannten Orthotypografie („richtige Typografie“) gehört die Anpassung von
- falsch formatierten Anführungszeichen oder Apostrophen,
- Bindestrichen (etwas kürzer) und Gedankenstrichen (länger als Bindestriche),
- doppelten Leerzeichen,
- Einzügen und Zeilenabständen oder
- uneinheitlichen Hervorhebungen: von Firmennamen, weiteren Eigennamen und Buch-, Film- oder Musiktiteln (kursiv, fett, farbige Schrift, Kapitälchen …).
Überprüfen Sie außerdem, ob Sie
- „&“ statt „und“ verwenden. Das Sonderzeichen „&“ wird auch als „kaufmännisches Und“ bezeichnet. Eigentlich gilt es nur für Firmennamen („C&A“, „Müller & Söhne“, „GmbH & Co. AG“). Auch für Überschriften oder Ihr Website-Menü ist „&“ denkbar – in Ihren Fließtexten aber niemals als Ersatz für ein normales „und“.
- Überschriften stimmig nummeriert haben („1“, „1.1“, 1.2“, „2“, „3“ …) und ob die Nummerierung Ihrer Seiten mit einem möglichen Inhaltsverzeichnis übereinstimmt.
- bei Adressen, Telefon- und Faxnummern oder in Infoblöcken Rechtschreibung und Zeichensetzung gemäß Ihrer Corporate Language verwenden.
Rechtschreibung muss nicht sein? Das haben Sie und Ihr Unternehmen von korrekten Texten
Oft ist zu hören: Die Rechtschreibung ist viel zu kompliziert. Und merken kann man sich die ganzen Regeln ohnehin nicht: weil viele Richtlinien unlogisch und widersprüchlich sind. Vielleicht sagen Sie auch „Fehlerfrei schreiben sind leere Kilometer: weil Rechtschreibfehler gar nicht auffallen“. Oder „weil sich ohnehin niemand mehr an die bestehenden Regeln hält“.
Dass das für Ihre Website und alle anderen Unternehmenstexte fatal ist, muss ich Ihnen wahrscheinlich nicht sagen. Denn fehlerfrei zu schreiben, bringt Ihnen eine ganze Menge:
- Rechtschreibung ist die Basis Ihrer Werbetexte. In ihr wurzeln Ihre Informationen – und Ihr persönlicher Stil.
- Stolpern Ihre Leserinnen und Leser über Rechtschreibfehler, können sie Ihre Texte nicht mehr genießen – und seien sie noch so gut geschrieben.
- Sie formulieren präzise und beugen Missverständnissen vor: Es ist nun mal ein Unterschied, ob Sie über „ein einziges Mal“ oder „ein einziges Mahl“ schreiben.
- Sie erfreuen Ihre Leser mit verständlichen Texten. Das heißt auch, dass sie Ihnen Aufmerksamkeit schenken: Ihre Marketingmaßnahmen erfüllen ihren Zweck.
Fehlerfrei schreiben ist schwierig für Sie? Diese Tipps bringen Sie weiter
Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die mit Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung hadern. Dann habe ich sechs Tipps für Sie: damit Sie die Vorteile korrekter Rechtschreibung nutzen können.
1. Trennen Sie das Schreiben und die Korrektur
Machen Sie sich schon beim Schreiben Gedanken über die richtige Rechtschreibung? Heben Sie sich die Korrektur bis zum Schluss auf: weil ständige Fragen wie „Ist das jetzt richtig geschrieben?“ oder „Gehört da ein Komma hin?“ Kreativität und Konzentration bremsen. Schreiben Sie zunächst Ihre Texte, lassen Sie Ihren Ideen freien Lauf. Und nehmen Sie sich am Ende Zeit, um mögliche Fehler aufzuspüren oder im Duden nachzuschlagen.
2. Setzen Sie nicht allein auf automatische Korrekturprogramme
So gut wie alle Schreibprogramme bieten automatische Rechtschreibprüfungen. Und es gibt Onlinetools wie den Duden-Mentor und korrekturen.de. Solche Programme helfen, Fehler zu vermeiden. Aber sie erkennen nicht alle Ausrutscher: zum Beispiel, ob Sie das Pronomen „Sie“ als Höflichkeitsanrede nutzen, ob Sie „sie“ oder „ihnen“ als Pluralpronomen verwenden wollen – und ob Sie mal groß-, dann klein- und dann erneut großschreiben.
3. Gönnen Sie sich vor der Textkorrektur eine Pause
Wenn Sie Ihren Text geschrieben haben, dann lassen Sie ihn erst einmal ruhen: über Nacht oder (wenn möglich) zwei oder auch drei Tage. Sie gewinnen Abstand – und Sie werden Rechtschreibfehler sehr viel besser erkennen als bei sofortiger Korrektur. Unvorteilhafte Formulierungen und missverständliche Inhalte übrigens auch.
4. Nehmen Sie sich mehrere Korrekturdurchgänge vor
Fehlerfrei schreiben? Falls Ihnen einzelne Facetten der Rechtschreibung besondere Probleme bereiten, sind mehrere Korrekturrunden optimal. Konzentrieren Sie sich in jeder Runde auf einen Problembereich: Bei Ihnen sind das vielleicht die Kommaregeln? Die Richtlinien zur Groß- und Kleinschreibung? Oder Leerzeichen, wo eigentlich Bindestriche hingehören? Überprüfen Sie in jedem Korrekturdurchgang ein solches Detail – und nicht das große Ganze: Sie sehen mehr und können viel mehr Fehler ausschalten.
5. Haben Sie Geduld mit sich selbst
Auch wenn Sie erst einmal viel nachschlagen müssen: Machen Sie sich bewusst, wie viel Sie aus dem Bauch heraus bereits richtig schreiben. Alles andere können Sie sich noch aneignen. Egal, ob unklare Schreibweise oder uneindeutige Grammatikregel: Schauen Sie im Duden nach – irgendwann sitzen auch Regeln, die Ihnen anfangs noch unbekannt waren oder die Ihnen viel zu kompliziert erschienen sind.
6. Einzelne Fehler sind kein Beinbruch
Gut: Sätze voller Rechtschreibfehler machen einen schlechten Eindruck. Und fehlerfrei schreiben ist ideal. Aber das heißt nicht, dass ich einzelne Fehler als keinesfalls zu tolerierende No-Gos betrachte. Geben Sie sich Mühe – aber hundertprozentige Fehlerfreiheit garantieren selbst professionelle Lektoren nicht (ich übrigens auch nicht). Sollte gelegentlich ein Fehler in Ihren Texten vorkommen, werden Ihre Leser darüber hinwegsehen.
Probleme mit der neuen Rechtschreibung? Diese Websites helfen
Vielleicht gehören Sie zu den Menschen, die Schwierigkeiten mit der neuen Rechtschreibung haben: mit all den Regeln, die seit 1998 gelten, mehrfach angepasst wurden – und etliche Ausnahmen und Variantenschreibungen erlauben. Für diesen Fall habe ich einige Websitetipps für Sie:
1. Duden: In 22 Schritten zur neuen Rechtschreibung
Der Duden bietet den Crashkurs In 22 Schritten zur neuen Rechtschreibung an: 22 Lektionen, die Ihnen mit den Regeln der Rechtschreibreform helfen. Auch geeignet zum schnellen Nachschlagen: Wann schreibt man mit „ss“ und wann mit „ß“? Was ist bei der Silbentrennung neu? Oder wann müssen Sie Wörter zusammen oder getrennt schreiben?
2. Sekada: 17 Regeln für die neue Rechtschreibung
Auch das Portal Sekada hat 17 Praxistipps zu den wichtigsten Regeln der neuen Rechtschreibung zusammengestellt. Vieles deckt sich mit dem Duden-Crashkurs – aber vielleicht wird das eine oder andere Problem hier etwas griffiger erklärt. Schauen Sie sich beide Websites an und wählen Sie die Alternative aus, die Ihnen am besten weiterhilft.
3. akademie.de: Neue deutsche Rechtschreibung – der Online-Selbstlernkurs
Die Wissensplattform akademie.de stellt einen etwas umfangreicheren Onlinekurs zur neuen Rechtschreibung bereit: Deutsche Rechtschreibung – der Online-Selbstlernkurs. Dieser Kurs geht ausführlicher als der Duden und Sekada auf Fragen der neuen Rechtschreibung ein: beispielsweise auf die Kommasetzung, die Schreibung von Fremdwörtern oder Getrennt- und Zusammenschreibungen.
4. correctura.com: Variantenschreibungen und Schreibvarianten
Seit die neue Rechtschreibung gilt, lässt der Duden unzählige Variantenschreibungen zu: „aufgrund“ und „auf Grund“, „essenziell“ und „essentiell“, „Homeoffice“ und „Home-Office“ … Die Website correctura.com hat unter Tipps: Variantenschreibung/Schreibvarianten sämtliche Spielarten zusammengestellt: alphabetisch – und untergliedert in die vom Duden empfohlenen Schreibungen und die jeweils anderen Varianten. Sie sehen gleich, zu welcher Schreibweise Sie greifen sollten.
Zu guter Letzt …
Wie passen sprachliche Freiheiten mit der Richtlinie „fehlerfrei schreiben“ zusammen? Zum Beispiel mit Satzanfängen, die mit einem großgeschriebenen „Und“ oder einem „Oder“ beginnen? Oder mit verkürzten Sätzen ohne Subjekt oder Verb („Rechtschreibung? Ist die Basis Ihrer Werbetexte“)? Solche Freiheiten helfen Ihnen, Ihre geschriebenen Texte an die mündliche Sprache anzunähern – und sie weniger steif und förmlich klingen zu lassen. Wenn Sie solche Stilmittel mögen, sind sie vollkommen in Ordnung: Nutzen Sie sie!
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Ich finde die “neuen” Regeln leider etwas verwirrend und schaue im Zweifel nach. Daher vielen Dank für die Übersicht.
Es freut mich, dass Ihnen mein Beitrag weiterhilft.
Weiterhin viel Erfolg bei der Rechtschreibung und viele Grüße
Sandra Meinzenbach