„Der Google-Algorithmus benachteiligt Frauen: Websites von Frauen werden auf Google schlechter gerankt als die von Männern – und die deutsche Sprache ist schuld.“ Das schreibt und analysiert Kathi Grelck auf der Plattform golem.de.
Im Deutschen ist es nun mal üblich, Frauen nicht eigens zu benennen. Männliche Personenbezeichnungen meinen nicht nur Männer, sondern schließen auch Frauen ein. Zudem googelt der oder die Durchschnittsdeutsche männliche Substantive: „Werbetexter“, „Tontechniker“ oder „Steuerberater“. Doch wenn Unternehmerinnen über sich und ihre Angebote schreiben, beschreiben sie sich als Werbetexterin, Tontechnikerin oder Steuerberaterin – und haben bei der Suchmaschinenoptimierung (SEO) schlechtere Karten.
Doch Sie können hin und wieder männliche Formen in Ihre Websitetexte einbauen, wenn Sie als Einzelunternehmerin arbeiten. In diesem Beitrag stelle ich Ihnen verschiedene Möglichkeiten vor. Ob Sie meine Formulierungstipps nutzen und den männerzentrierten Google-Algorithmus bedienen wollen, müssen Sie selbst entscheiden. Auch hierzu gebe ich Ihnen einige Überlegungen mit.
Männer, Frauen, Sprachprobleme
Wir sind es gewohnt, männliche Substantive zu verwenden. Und wir geben die kürzeren männlichen Berufsbezeichnungen in die Google-Maske ein. Suchen wir nicht gezielt nach einer Frau, rutschen Einzelunternehmerinnen in der Ergebnisliste nach unten: obwohl männliche Formen wie „Texter“ oder „Tontechniker“ Bestandteile von „Texterin“ und „Tontechnikerin“ sind.
Und dann gibt es noch diese Berufe, bei denen sich männliche und weibliche Schreibweisen deutlich unterscheiden:
- Logopäden, Podologen oder Orthopäden stehen Logopädinnen, Podologinnen und Orthopädinnen gegenüber,
- Versicherungs- und Bürokauffrauen nutzen ein anderes Grundwort als Versicherungs- und Bürokaufmänner,
- eine Anwältin und eine Ärztin heben sich durch Umlaute von einem Anwalt und einem Arzt ab.
Gängige Sprachgewohnheiten und den Google-Algorithmus können wir nicht einfach verändern. Doch Ihre Websitetexte bieten Potenzial: Wenn Sie als Frau und Unternehmerin ab und an männliche Substantive einsetzen, profitieren Sie in Sachen SEO.
Mimikri: Sollten sich Frauen zugunsten eines besseren Rankings anpassen?
Dass Frauen männliche Bezeichnungen übernehmen und das Deutsche als „Männersprache“ bestätigen sollen, wird zu Recht kritisiert. Immerhin begleiten uns die Diskussionen um geschlechtergerechte Sprache seit geraumer Zeit: Diskussionen um Schlagzeilen wie Das sind die besten Mittelständler Deutschlands oder Deutschlands nächste Unternehmergeneration – und darüber, dass Begriffe wie „Mittelständler“ und „Unternehmergeneration“ Frauen nicht mehr nur irgendwie mitmeinen.
Frauen sollen sichtbar werden. Und ein so großer Konzern wie Google sollte seine Algorithmen anpassen: damit Freiberuflerinnen, Gründerinnen und Unternehmerinnen auf sprachliche Verrenkungen verzichten können. Frauen sollten sich ganz ohne SEO-Nachteile als Texterin, Steuerberaterin oder Tontechnikerin beschreiben dürfen.
Das Problem ist nur: Vielleicht sitzen Sie gerade an Ihrer Website und Ihnen liegt an einer Platzierung ganz weit vorne in der Ergebnisliste. Vielleicht wollen Sie sich nicht darauf verlassen, dass Google seine SEO-Kriterien überdenkt. Und vielleicht gewinnen Sie Ihre Kunden in erster Linie über Ihre Website und sind auf ein gutes Ranking angewiesen: Dann können Sie nicht auf bessere Zeiten warten.
Männliche Personenbezeichnungen für Ihre Website?
Je mehr Frauen sich anpassen, desto weniger Grund besteht für Google, die hauseigenen Ranking-Kriterien zu ändern. Entscheiden Sie dennoch mit Blick auf Ihr Unternehmen:
- Brauchen Sie eine gute Google-Platzierung oder nutzen Sie Ihre Website eher als virtuelle Visitenkarte?
- Hadern Sie damit, als Frau oder Unternehmerin in männlichen Bezeichnungen bloß „mitgemeint“ zu sein?
- Oder kommen Sie sehr gut ohne geschlechtergerechte Sprache aus?
Wenn Sie sich mit männlichen Begriffen arrangieren können, dann tun Sie es. Und falls nicht: Vielleicht bleibt Ihnen bei Ihren Keywords etwas Spielraum.
1. Neutral auf die Zielgerade: Keyword-Alternativen prüfen
Beginnen Sie mit einer nüchternen Bestandsaufnahme. Prüfen Sie, ob Ihre Kunden wirklich nur Personenbezeichnungen googeln. Möglicherweise tun es auch ganz andere Keywords:
- „Werbetexte schreiben lassen“ statt „Werbetexterin“,
- „Schuhe kaufen Leipzig“ statt „Schuhhändlerin Leipzig“ oder
- „Haarschnitt in Berlin“ statt „Friseurin Berlin“.
2. Metamorphosen: Vom Männlichen zum Weiblichen
Wenn Sie Berufsbezeichnungen als Keywords einsetzen: Beginnen Sie auf Ihren Leistungsseiten (oder auf Ihrer Startseite) mit einem allgemeinen Satz über Ihre Arbeitsschwerpunkte. Nutzen Sie zunächst die männliche Form und leiten Sie dann zu sich selbst über:
- „Steuerberater übernehmen Ihre Buchhaltung, Ihren Jahresabschluss und natürlich Ihre Steuererklärung. In meinem Büro (…)“ statt „Als Ihre Steuerberaterin übernehme ich (…)“,
- „Ein Mediator begleitet Sie als neutraler Vermittler: bei Meinungsverschiedenheiten bis hin zum handfesten Konflikt. Bei einer Mediation helfe ich Ihnen (…)“ statt „Als Mediatorin begleite ich Sie als neutrale Vermittlerin (…)“.
3. Die harte Tour: Männliche Substantive in Ihren Metadaten
In den Metadaten sagen Sie Google, worum es auf den einzelnen Seiten Ihrer Website geht. Der sogenannte Title- und der Description-Tag werden in der Ergebnisliste angezeigt. Beide Tags müssen nicht mit Ihren Seitenüberschriften und Ihren Websitetexten übereinstimmen. Verwenden Sie daher ruhig männliche Begriffe: „Lektor“, „Steuerberater“ oder „Mediator“ – und nicht „Lektorin“, „Steuerberaterin“ und „Mediatorin“.
4. Feinarbeit: Männliche Bezeichnung in Ihren Website-Links
Jede Unterseite Ihrer Website braucht eine eigene Adresse: Wörter oder Wortgruppen, die den Seiteninhalt treffend zusammenfassen. Auch diese Adresse (die URL) spielt in die Suchmaschinenoptimierung hinein. Arbeiten Sie wiederum mit Ihren Keywords: Wenn Sie sich für Berufsbezeichnungen entschieden haben, dann setzen Sie auch hier männliche Formen ein.
5. Vom Persönlichen zum Allgemeinen: Blog- und Infotexte
In Blog- oder Infotexten geht es in der Regel um Wissenswertes rund um Ihren Beruf oder Ihre Angebote. Sie können allgemein bleiben und ohne Weiteres männliche Personenbezeichnungen nutzen:
- „Ein Werbetexter schreibt einen Text im Handumdrehen herunter. Das glauben viele. Jeder Texter kennt solche Vorteile (…)“,
- „Abmahnungen und Abfindungen: Damit kennt sich Ihr Anwalt für Arbeitsrecht aus. Gerade eine Abmahnung (…)“.
Männliche Begriffe funktionieren übrigens auch in FAQ oder in einem Glossar. Auch dort brauchen Sie nicht direkt über sich und Ihre Arbeit zu schreiben: die besten Voraussetzungen, um die Perspektive zu wechseln.
Extratipp zum Schluss
Glücklicherweise brauchen wir unsere Websitetexte nicht mehr mit Keywords zu überfrachten. Daher reichen einige wenige männliche Begriffe aus. Fügen Sie männliche Berufsbezeichnungen einfach an den richtigen Stellen ein: in die Metadaten und in die URL, am Textanfang und nach Möglichkeit auch in die Zwischenüberschriften Ihrer Websitetexte. Auch dann kommen Sie bei Google voran.
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Das ist ein wichtiger Aspekt beim Texten von Websites für Unternehmerinnen und Freiberuflerinnen – danke für die nützlichen Tipps!
Hallo Frau Kettl-Römer,
vielen Dank für Ihr Feedback.
Man kann als Unternehmerin mit ein paar kleinen Tricks tatsächlich viel für die Suchmaschinenoptimierung tun – und das sollte man auch!
Herzliche Grüße
Sandra Meinzenbach
Danke für den Tipp. Das werde ich auf meine beiden Firmenwebseiten definitiv umsetzen – als Mediator und als Imageberater.
Hallo,
das freut mich, dass Sie einige Anregungen aus meinem Beitrag mitnehmen konnten.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihren Websites,
viele Grüße
Sandra Meinzenbach