Texten ist Kreativität? Mein Alltag als Texterin gestaltet sich bisweilen alles andere als kreativ. Und auch nicht besonders spektakulär: Mails beantworten, Angebote kalkulieren, die Buchhaltung machen. Selbst die Arbeit am Text ist nicht automatisch schöpferisch – sondern zum Teil reines Handwerk.
Daher gehe ich in diesem Beitrag der Frage nach der Kreativität im Werbetext nach. Willkommener Anlass ist Eva Peters’ Blogparade Kreativität im Business: Ich beleuchte, wann ich kreativ bin und mit welchen Tricks ich mir meine Produktivität sichere. Hier profitieren auch Sie. Sie können sich einige Anregungen mitnehmen: Vielleicht hilft Ihnen das, wenn Sie über Ihren Werbetexten sitzen und die Worte einfach nicht fließen wollen.
Die Sache mit der Kreativität
„Kreativität ist die Fähigkeit, etwas zu erschaffen, was neu oder originell und dabei nützlich oder brauchbar ist“, heißt es auf Wikipedia. „Das Wort Kreativität bezeichnet im allgemeinen Sprachgebrauch vor allem die Eigenschaft eines Menschen, schöpferisch oder gestalterisch tätig zu sein.“
Die Liste bewährter Synonyme ist lang: Einfalls- und Ideenreichtum, Erfindungsgabe und Genie, Innovationskraft oder Fantasie. Meinem Einfallsreichtum und meiner Fantasie kann ich bei meiner Arbeit allerdings nur bedingt freien Lauf lassen. Denn ich muss meinen Kunden gerecht werden: ihren Wünschen – und natürlich ihrem Geschäft, ihrem Unternehmen und den Zielen, die sie sich gesetzt haben.
Daher rede ich zunächst immer ausführlich mit interessierten Kunden (persönlich, telefonisch oder im Video-Chat). So kann ich einschätzen,
- ob die ganz persönlichen Vorstellungen meiner Kunden funktionieren. Oder ob eine ganz andere Strategie viel besser zu ihrer Firma und ihrer Zielgruppe passt.
- wie offen meine Kunden für ein Firmenblog, Social Media, eine bildhafte Sprache oder gute Geschichten sind. Ich kann beraten und empfehlen. Aber unter Umständen muss ich ohne ein Blog oder ohne Social-Media-Aktivitäten planen.
- mit welchem Typ ich es zu tun habe. Wie meine Kunden sprechen und auftreten, zeigt mir, welchen Sprachstil ich nutzen sollte und wie ich am besten formuliere.
Wenn klar ist, wohin die Reise geht, kann ich mit dem Text beginnen. Kreativ bin ich vor allem zu Beginn: beim Schreiben des ersten Entwurfs. Ich suche ein stimmiges Konzept, anschauliche Argumente und plastische Formulierungen.
Diesen Teil meiner Arbeit mag ich am meisten: vielleicht, weil das schöpferische Potenzial hier tatsächlich besonders groß sein darf. Dieser Rohfassung den perfekten Schliff zu verpassen, ist hingegen Handwerk: Überflüssiges streichen, exakt die richtigen Worte finden oder Websitetexte für Google und Co optimieren.
Meine Kreativitätstechniken
Kreativ zu sein, klappt auch bei mir nicht immer auf Knopfdruck. Aber mit den richtigen Rahmenbedingungen schaffe ich gute Grundlagen.
- Ich nutze meine produktivsten Zeiten: morgens, vormittags – und dann noch einmal vom Nachmittag bis zum späteren Abend. Für die Zeit über Mittag plane ich von vornherein anderes ein: die Buchhaltung, das Schreiben von Rechnungen oder einen Friseurbesuch.
- Ich arbeite an unterschiedlichen Orten: im Homeoffice und in Bibliotheken, im Coworking-Büro und dann wieder im Café. So schleicht sich keine Routine ein.
- Bei jedem einzelnen Projekt stelle ich mir das Unternehmen meines Auftraggebers und seine Kunden vor. Mit solchen Bildern wird’s konkret. Da sich meine Worte nicht im Allgemeinen und Abstrakten verlieren, läuft die Textarbeit sehr viel effektiver.
Sollte mich die Kreativität dennoch im Stich lassen, hilft mir ein spontaner Ortswechsel: vom heimischen Schreibtisch in die Bibliothek oder vom Gemeinschaftsbüro zurück in die eigenen vier Wände. Oder der simple Gang zur Kaffeemaschine. Auch solche kleinen „Ausbrüche“ sorgen (meistens) für neue Ideen: vor allem, wenn ich an einzelnen Formulierungen feile und mir das passende Wort nicht einfallen mag.
Ein Kreativitätsschub für Sie?
Ihre eigenen Texte kommen Ihnen langweilig vor? Das kann schlicht und einfach an uninteressanten Inhalten liegen. Wenn es Ihnen schwerfällt, lesenswerte Informationen zusammenzustellen, dann gehen Sie analytisch vor:
- Sammeln Sie die Fragen Ihrer Kunden. Was Ihre Kunden am Telefon, per E-Mail oder in Ihrem Geschäft wissen wollen, sollten Sie thematisieren: auf Ihrer Website, auf Ihren Flyern oder in Ihren Werbebriefen.
- Fragen Sie Ihre Kunden, was sie an Ihnen und Ihrem Unternehmen schätzen. Das sind genau die Stärken, die Sie kommunizieren sollten.
- Holen Sie sich Feedback von Freunden oder Bekannten ein. Der Blick von außen hilft Ihnen, Ihre Potenziale und mögliche Pluspunkte für Ihre Kunden auszuloten. Auch solche Dinge sollten in Ihre Werbetexte einfließen.
Und wenn Sie sich den Kopf über die passende Textstruktur und die passenden Formulierungen zerbrechen:
- Versuchen Sie es ebenfalls mit einem Tapetenwechsel. Nutzen Sie nicht Ihren üblichen Arbeitsplatz: Testen Sie, ob Sie im Café, im Bistro oder auf der Terrasse schreiben können.
- Wechseln Sie einfach mal vom Computerbildschirm zum guten alten Papier. Halten Sie handschriftlich fest, was Sie sagen wollen. Das kann die Kreativität ungemein steigern.
- Nehmen Sie den Druck heraus. Sie müssen nicht den perfekten Text schreiben. Schon gar nicht im ersten Anlauf: Gönnen Sie sich mehrere Überarbeitungsdurchgänge – und lassen Sie Ihren Text zwischendurch ruhig zwei, drei Tage liegen.
Je öfter Sie schreiben, desto leichter wird Ihnen die Textarbeit fallen. Trauen Sie sich: Weitere Tricks und Empfehlungen finden Sie in meinem Beitrag Sieben ganz persönliche Tipps für produktives Texten.
Liebe Sandra,
vor allem den Tapetenwechsel finde ich ganz wichtig. Ich habe vor meinem Büro einen Park, in den verzieh ich mich immer, wenn ich einen Text zu schreiben habe, und genieße das sehr.
Danke auch für die anderen Techniken.
Florian von Freelancer’s Tales
Lieber Florian,
Arbeit im Park – da nimmt man wahrscheinlich immer einen Kreativitätsschub mit. Bleibt zu hoffen, dass das Wetter mitspielt. 😉
Viele Grüße
Sandra