Wer auf der firmeneigenen Website Persönlichkeit zeigt, macht sich angreifbar? Ganz im Gegenteil: Persönlichkeit sorgt für Sympathie und schafft Vertrauen. Gerade im Netz ein starker Trumpf, denn dort sind die Dinge (erst einmal) anonym und unpersönlich. Darüber habe ich im ersten Teil meiner Serie Punktlandung mit Persönlichkeit gebloggt. Doch welche persönlichen Informationen empfehlen sich für die Über-mich-Seite oder für die Über-uns-Seite Ihrer Website? Und worauf sollten Sie verzichten? Das beleuchte ich in diesem Beitrag: Bestimmt ist auch für Sie die eine oder andere Idee dabei.
Ihr Ass im Ärmel: Charakter und Persönlichkeit
Persönlichkeit zeigen heißt: Stehen Sie zu Ihren Ecken und Kanten. Zu Ihren Hobbys. Und gerne auch zu kleinen Schwächen. Denn glattgebügelte Unternehmer- und Unternehmensporträts sind langweilig und unglaubwürdig. Aussagen wie „Wir sind die tollsten und besten Dienstleister“. Oder „Wir führen eine durch und durch erfolgreiche, produktive, stetig wachsende und krisenfeste Firma“.
Letztlich wissen wir alle, dass nicht immer alles rund läuft. Wenn Sie sich von Superlativen und immerwährenden Erfolgen verabschieden, treten Sie sympathischer und überzeugender auf. Und so gelingt Ihnen der Spagat zwischen authentischen Statements und einer effektiven Selbstdarstellung:
1. Ansprechende Fotos
Lesenswerte Texte sind natürlich wichtig. Aber ansprechende Fotos unterstreichen und unterstützen alle Informationen, die Sie auf Ihrer Über-mich- oder Über-uns-Seite präsentieren. Porträtfotos fallen sofort ins Auge. Sie und Ihre Mitarbeiter werden greifbar:
- Bieten Sie Ihren Lesern professionelle Aufnahmen – und nicht bloß Fotos in Briefmarkengröße.
- Je nachdem, wie Ihre Website aufgebaut ist: Nutzen Sie ruhig mehrere Porträts. Und wenn Sie Angestellte haben: Fügen Sie neben Mitarbeiterfotos auf Ihrer Über-uns-Seite auch an weiteren Stellen Gruppenaufnahmen Ihres Teams ein.
- Wenn Sie sich und Ihre Mitarbeiter nicht im Fotostudio, sondern in Ihren Geschäftsräumen ablichten lassen, geben Sie sich individueller: Zeigen Sie sich an Ihrem Schreibtisch, Ihre Verkäufer hinter dem Tresen oder Ihre Monteure an der Werkbank.
- Vielleicht interessiert Ihre Kunden, wie es bei Ihnen aussieht: Fotos Ihrer Räumlichkeiten empfehlen sich für Einzelhändler und Gastronomen ebenso wie für Friseure, Physiotherapeuten oder Fitnessstudios.
2. Biografische Informationen mit persönlicher Note
Die meisten (Mitarbeiter-)Biografien enthalten Standardinformationen: Angaben zu Aus- und Weiterbildungen, zur Position im Unternehmen und zu den dortigen Aufgaben. Doch selbst Kurzbiografien bieten sehr viel mehr Potenzial. Persönlichere Porträts gelingen, wenn Sie einige der folgenden Fragen beantworten:
- Warum haben Sie sich selbstständig gemacht?
- Was ist besonders reizvoll an Ihrer Arbeit?
- Welche Herausforderungen gehören zu Ihrem Beruf?
- Wo liegen Ihre persönlichen Stärken?
- Warum haben sich Ihre Mitarbeiter für ihren Beruf entschieden?
- Was schätzen Ihre Mitarbeiter an ihrem Job?
- Was kann jeder Einzelne in Ihrem Team besonders gut?
3. Biografische Informationen – und Hinweise auf Familiäres
Wenn Sie möchten, dann erwähnen Sie auf Ihrer Über-mich-Seite Ihre Familie. Solche Hinweise funktionieren auch bei Mitarbeiterbiografien – holen Sie dafür jedoch stets das Okay Ihrer Angestellten ein. Denkbar sind Hinweise wie
- „Ich bin verheiratet und Vater einer Tochter.“
- „Mein Feierabend gehört meinem Lebensgefährten und unseren beiden Söhnen.“
- „Marketingdirektorin Christine Müller lebt mit ihrer Familie in Hamburg-Eppendorf.“
4. Hobbys und Interessen
Auch Hobbys oder Interessen sorgen für mehr Persönlichkeit. Vielleicht stehen Ihre Hobbys mit Ihrem Beruf in Verbindung. Oder die Interessen Ihrer Mitarbeiter mit der Arbeit in Ihrem Unternehmen. Dann können Sie hervorragend Bezüge herstellen:
- wenn Sie Raumausstatter sind und etwas über Ihre Lieblingsfarben, Ihre Lieblingsstoffe oder über Ihr liebstes Möbelstück verraten,
- wenn Sie als Personal Trainer arbeiten und von Ihrem Lieblingssport erzählen,
- wenn Sie eine Autowerkstatt besitzen und einer Ihrer Mechatroniker in liebevoller Kleinarbeit einen VW Käfer aus dem Jahr 1965 restauriert hat.
Sie können aber auch Hobbys nennen, die nichts mit Ihrem Unternehmen zu tun haben. Dann entsteht ein Überraschungseffekt. Sie und Ihre Mitarbeiter kommen als ganz normale Menschen mit ganz normalen Vorlieben an:
- wenn Sie Informatiker sind und für den Berlin-Marathon trainieren,
- wenn Sie ein Café führen und Hardrock lieben,
- wenn einer Ihrer Mitarbeiter zum Hobby-Imker geworden ist oder ein anderer Angestellter in seiner Freizeit Waldhorn spielt.
5. Bitte nicht: Eingescannte Zeugnisse und Urkunden
Denken Sie daran, sämtliche Zeugnisse und Zertifikate zu präsentieren, die sich bei Ihnen angesammelt haben? Solche Unterlagen werden Ihre Leser bestenfalls beiläufig zur Kenntnis nehmen. Wer sich für Ihre Angebote interessiert, geht automatisch davon aus, dass Sie über die entsprechenden Kompetenzen verfügen.
Beim Klick auf die Über-mich- oder Über-uns-Seite zählt etwas anderes. Der Durchschnittsleser möchte Sympathiepotenziale abgleichen: Er möchte wissen, ob er gern mit Ihnen und/oder Ihrem Team zusammenarbeiten würde. Das schaffen Sie mit meinen Tipps 1 bis 4 – aber nicht mit Zeugnis-Scans.
6. Bitte nicht: Persönliche und geschäftliche Tiefpunkte
Ehrlichkeit ist wichtig. Aber das heißt nicht, dass Sie private oder geschäftliche Details ausplaudern sollen. Sie müssen und Sie sollten nicht erzählen, dass Sie haarscharf am Konkurs entlanggeschrammt sind. Oder dass Sie sich hoffnungslos mit Ihrem Kompagnon zerstritten haben. Aber Sie können erwähnen,
- dass Sie sich bewusst für einen Neuanfang entschieden haben oder
- dass Sie sich mit neuen Angeboten oder einer exakteren Spezialisierung an Marktveränderungen angepasst haben.
So zeigen Sie, wie Sie mit Wendepunkten umgegangen sind. Oder wie Sie Ihre Situation verbessert haben: Ihre Unternehmensgeschichte wird zur Erfolgsgeschichte.
7. Gesellschaftliche und politische Stellungnahmen?
Die Mehrheit der Deutschen ist der Meinung, dass sich Unternehmen aus politischen und gesellschaftlichen Debatten heraushalten sollten. Das hat eine Umfrage der Agentur JP | KOM und des Meinungsforschungsinstituts Civey ergeben (September 2018). Zu solchen Debatten gehören Migration und Religion, der Klimawandel, Umwelt- oder Tierschutz. Oder ein Hinweis auf Ihr Parteibuch.
Stellung zu beziehen, kann Ihnen Vorteile bringen: Kunden mit ähnlichen Haltungen könnten gezielt bei Ihnen kaufen. Sie laufen aber auch Gefahr, anders denkende Käufer oder Interessenten zu verlieren. Halten Sie sich daher besser zurück. Empfehlenswert sind politische oder gesellschaftliche Stellungnahmen allerdings dann, wenn Ihre Überzeugungen eng mit Ihren Angeboten korrespondieren – zum Beispiel ein deutliches Bekenntnis zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit, wenn Sie einen Zero-Waste-Shop führen.
Extratipps zum Schluss
Wählen Sie Informationen, mit denen Sie sich wohlfühlen. Wenn Sie finden, dass Ihr Familienstand Ihre Leser nichts angeht, dann verzichten Sie. Schreiben Sie in diesem Fall vielleicht etwas über Ihre Hobbys. Oder über Ihren Werdegang – und bringen Sie dort persönliche Facetten ein.
Das gilt natürlich auch für Ihr Team. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter, welche Angaben in Ordnung gehen. Wenn Ihre Angestellten nichts über ihre persönlichen Interessen oder ihre familiäre Situation auf Ihrer Website lesen wollen, sollten Sie das respektieren. Wie Sie Mitarbeiterbiografien optimal und kreativ gestalten, erfahren Sie übrigens in meinem Beitrag Strategien für die Über-uns-Seite: Mitarbeiterporträts.