Im Mai habe ich über zehn beliebte Rechtschreibfehler gebloggt. Und ich habe viel Feedback bekommen. Einige Leser meinten, es sei unnötig, auf Rechtschreib- und Grammatikregeln zu bestehen – weil sich Sprache ständig wandelt und von Grund auf flexibel ist.
Natürlich ist Sprache lebendig, natürlich hat sich die Rechtschreibung von Zeit zu Zeit verändert. Dennoch: Texte ohne Rechtschreibfehler zeigen Ihren Lesern, dass Sie sie wertschätzen. Korrekte Schreibweisen sind kein „Nice-to-have“: Ihre Website- und Werbetexte sind Ihre Visitenkarte – und für einen schlechten ersten Eindruck gibt es … Sie wissen schon. Sie treffen sich wahrscheinlich auch nicht ungekämmt, mit müffelndem Shirt oder zerknittertem Kostüm mit Ihren Kunden.
Daher nehme ich mir acht weitere Rechtschreibfehler vor. Heute geht’s (unter anderem) um die richtige Wortwahl und um Formulierungsschwächen: damit Ihnen kein Fauxpas unterläuft und damit Sie bei Ihren Lesern Pluspunkte sammeln.
1. „Schöneres Wetter als wie gestern“?
Die beiden Wörtchen „als“ und „wie“ werden ausgesprochen oft verwechselt. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: „Als“ verweist auf Unterschiede. Und zwar immer dann, wenn Sie Adjektive steigern – wenn es um „besser“, „schöner“ oder „schlimmer“ geht:
- sonnigeres Wetter als gestern,
- schlechtere Stimmung als neulich.
„Wie“ steht hingegen für Gleichheit. Hier liegen Sie mit der adjektivischen Grundform richtig:
- so schönes Wetter wie gestern,
- genauso schlechte Stimmung wie kürzlich.
Und „schöneres Wetter als wie gestern“? Solche Vergleiche sind ein echtes No-Go!
2. „Scheinbar“ und „anscheinend“ bedeuten das Gleiche?
Manche Wörterbücher listen „scheinbar“ als Synonym für „anscheinend“. Und „anscheinend“ als Alternative für „scheinbar“. Aber etwas „Anscheinendes“ passiert allem Anschein nach: vermutlich, offensichtlich, höchstwahrscheinlich. Etwas „Scheinbares“ hingegen scheint nur so: Die Dinge liegen anders, als sie sich darstellen. Wenn Sie sagen,
- dass Ihr Kollege anscheinend krank ist, dann ist er das offenbar wirklich.
- dass Ihr Kollege scheinbar krank ist, dann wissen Sie, dass das nicht der Wahrheit entspricht: dass er krankfeiert (und die ganze Arbeit an Ihnen hängen bleibt).
3. Dasselbe – aber nicht das Gleiche
Wie war das doch gleich mit „das Gleiche“ und „dasselbe“? Auch diese beiden Formulierungen sollten Sie nicht durcheinanderwerfen. Denn „dasselbe“ (oder „derselbe“ und „dieselbe“) existiert nur ein einziges Mal. „Das Gleiche“ gibt es dagegen mehrfach – in identischer Form:
- Frau Müller und Herr Schneider fahren nach Hamburg: Sie haben dasselbe Ziel (und sie teilen sich denselben Dienstwagen).
- Frau Müller und Herr Schneider fahren beide jeweils einen grauen VW Passat: den gleichen Dienstwagen.
4. Alle zwei Wochen oder zwei Wochen lang: „Vierzehntäglich“ und „vierzehntägig“
„Vierzehntäglich“ und „vierzehntägig“ klingen zum Verwechseln ähnlich. Aber etwas „Vierzehntägliches“ wiederholt sich alle zwei Wochen: regelmäßige Abendveranstaltungen oder regelmäßige Termine von ein, zwei Stunden – immer im 14-Tage-Rhythmus. Doch etwas „Vierzehntägiges“ dauert 14 Tage: Hier ist ein Zeitraum von zwei Wochen gemeint.
Ähnliches gilt für die Wortpaare „wöchig“, „wöchentlich“, „monatig“ oder „monatlich“. Eine „vierwöchige Frist“ meint eine Spanne von vier Wochen, während eine „dreimonatliche Abrechnung“ alle drei Monate vorgenommen wird.
5. Bloß kein Grammatik-Debakel
Achten Sie nicht nur auf Rechtschreibfehler, sondern auch auf Ihren Satzbau: Vermeiden Sie Formulierungen wie „Das wäre vorteilhaft, weil ich kann Ihren Auftrag schneller fertigstellen“. Oder „Die Lieferung verzögert sich, weil wir haben leider einen Engpass“.
Das ist eine holprige Sache. Obwohl ich Ihnen rate, so zu schreiben, wie Sie sprechen: Solche Beispiele klingen, als hätten Sie Ihre Mails oder Kundenbriefe einfach dahingeschludert. Gebeugte Verben gehören in Nebensätzen immer an die letzte Stelle: „weil ich Ihren Auftrag schneller fertigstellen kann“ – oder gerne auch „weil dann alles schneller läuft“.
6. „Wieviel“, „wievielt“, „wie viele“
Seit der Rechtschreibreform sind Fragen wie „Wieviel kostet dies?“ und „Wieviel kostet jenes?“ Fälle für den Rotstift. „Wievielmal wurde unser neues Angebot gebucht?“ ist dagegen völlig korrekt. Und die Frage „Wie viele Male wurde bestellt?“ auch. Am besten, Sie schreiben immer getrennt. Dann unterlaufen Ihnen keine Rechtschreibfehler:
- wie viel,
- wie viel Mal oder
- wie viele Male.
Ausnahmen bestätigen die Regel. Das Adverb „wievielt“ wird stets in einem Wort geschrieben: „zum wievielten Mal“ oder „Den Wievielten haben heute?“.
7. Typografie, zum Ersten: Die Sache mit den Anführungsstrichen
Nutzen Sie korrekte Anführungszeichen? Oder greifen Sie zu gemeinen Zoll- und Kodierungszeichen? Zu französischen Accents aigus? Oder vielleicht zu Accents graves? Dann unterlaufen Ihnen Formatierungsfehler. Helfen Sie sich einfach mit der Eselsbrücke „99 unten, 66 oben“:
8. Typografie, zum Zweiten: Fehler rund um Apostrophe
Was für Anführungszeichen gilt, gilt auch für den Apostroph (ja, es heißt tatsächlich DER Apostroph und nicht DAS Apostroph). Korrekt formatierte Apostrophe gleichen einer „9“: weder gedreht noch gespiegelt. Sie ähneln einem oben eingepassten Komma (Stichwort „Hochkomma“):
Extratipp zum Schluss: Rechtschreibfehler rund um „dass“ und „das“
Neben meinen Formatierungs- und Formulierungstipps komme ich zu guter Letzt noch einmal auf die Rechtschreibung zurück. Und zwar auf einen Klassiker unter den Rechtschreibfehlern: auf die Frage nach „das“ oder „dass“.
Die Konjunktion „dass“ leitet Nebensätze ein. Doch dass die Schreibung mit „ss“ nach einem Komma grundsätzlich richtig ist, greift zu kurz. Nach einem Komma kann auch ein Hauptsatz oder eine Aufzählung folgen. Prüfen Sie im Zweifelsfall, ob Sie „dieses“, „jenes“ oder „welches“ einsetzen könnten: wenn ja, ist „dass“ passé – und der Artikel „das“ korrekt.
Ich verwende, seit den 70er Jahren, durchgängig Kodierungszeichen als Anführungsstriche. Warum? Weil ich denke, mir einbilde, dass dadurch der Lesefluss, zumindest meiner, nicht so beeinträchtigt wird und die Raumgreifung geringer ist.
Des Weiteren ist es auch so, dass ich mich dadurch von anderen Texterstellern – Gender-Deutsch verkompliziert die ohnehin schon komplexe deutsche Sprache in all ihrer Anmut und Schönheit der Härte ohnehin nur zusätzlich – seit dieser Zeit absetze und es ein kleines, wenn auch verpöntes, Idiom darstellt(e).
Ach ja: Ich liiiiiebe Schachtelsätze. Sie lehren dem geneigten Leser Aufmerksamkeit …
Hallo,
wenn Anführungszeichen den Lesefluss stören und (in Ihren Augen) zu viel Platz einnehmen, können Sie immer von Fall zu Fall entscheiden, ob Anführungsstriche wirklich nötig sind. Wenn Sie Buch- oder Filmtitel nennen, könnten Sie statt Anführungszeichen zum Beispiel auch kursive Schrift nutzen. Und manchmal sind im Grunde gar keine Anführungsstriche nötig: wenn aus dem Kontext bereits klar ist, dass ein bestimmter Begriff ironisch oder scherzhaft gemeint ist.
Was das Gendern betrifft: Sie müssen nicht gendern, wenn Sie nicht wollen. Auch wenn der Gender-Stern inzwischen im Duden steht: Es gibt keine verbindliche Regel, dass man unbedingt gendern muss.
Damit viele Grüße
Sandra Meinzenbach
Yeah – alles gewusst, nur die Anführungszeichen setze ich je nach zur Verfügung stehender Tastatur manchmal falsch. Danke für die Erinnerung, daran zu denken.
Als altgediente Agentur-Besserwisserin muss ich zugeben: Da war doch noch Luft nach oben, wieder was dazu gelernt! Danke dafür.
Man lernt ja nie aus. 😉
Und ich muss zugeben: Auch bei mir gibt es bestimmte Rechtschreib- und Grammatikregeln, die ich mir einfach nicht merken kann.
Viele Grüße
Sandra Meinzenbach
Vortrefflich!