Punkt, Komma, Bindestrich? Über sechs Zweifelsfälle der deutschen Rechtschreibung

Sprachliche Zweifelsfälle der deutschen Sprache: Fragezeichen vor Holzboden und Steinwand

© Gert Altmann | pixabay.com

In der Rechtschreibung lauern jede Menge Stolperfallen und etliche sprachliche Zweifelsfälle. Sechs dieser Zweifelsfälle nehme ich mir in diesem Beitrag vor: damit Sie souverän mit Wort und Schrift umgehen können – und damit Ihnen in Ihren Websitetexten, in Ihrer Firmenbroschüre, auf Flyern und im tagtäglichen E-Mail-Verkehr keine Rechtschreibfehler unterlaufen.

1. Doppelte Satzpunkte?

Wenn Ihre Sätze mit einer Abkürzung oder einer Datumsangabe schließen: Wie sieht es dann mit der Zeichensetzung aus? Müssen Sie zusätzlich zum Abkürzungspunkt oder Ihrer Datumsangabe einen weiteren Punkt ergänzen?

Hier gilt: Es werden keine doppelten Satzpunkte gesetzt. Der Punkt hinter Abkürzungen oder dem Datum ist gleichzeitig der Schlusspunkt Ihres Satzes.

  • „Wir schalten Stellenanzeigen, setzen auf Initiativbewerbungen, nutzen Jobbörsen etc.“
  • „Am besten wäre ein Termin am 18. 12.“
  • „Ich treffe mich mit der Firmenchefin a. D.“

Frage- oder Ausrufezeichen werden jedoch ergänzt („Gut wäre ein Termin am 18. 12.?“). Und wenn Sie Anführungszeichen verwenden, liegen Sie mit einem zweiten Satzpunkt außerhalb der Anführungsstriche richtig: „Sie führt den Titel ‚Ruhestandsbeamtin a. D.‘.“

2. Kommas zwischen Adjektiven?

Hier kommt es darauf an. Und zwar darauf, ob es sich um zwei (oder drei) gleichrangige Adjektive oder um nicht gleichrangige Adjektive handelt. Ob Kommas angebracht sind, können Sie ganz leicht überprüfen.

Könnten Sie Ihre Adjektive problemlos vertauschen? Oder könnten Sie „und“ oder „sowie“ einsetzen, ohne dass Ihr Satz sinnfrei oder abstrus klingt? Wenn ja, handelt es sich um gleichrangige Adjektive. Dann sind Kommas vollkommen korrekt:

  • „langfristige, tiefgreifende Entwicklungen“,
  • „tiefgreifende, langfristige Entwicklungen“ oder
  • „langfristige und tiefgreifende Entwicklungen“.

Funktioniert das nicht, gehören keine Kommas in Ihre Sätze: im Falle von

  • „die aktuellen geschäftlichen Entwicklungen“,
  • „eine wichtige amtliche Mitteilung“ oder
  • „bekannte amerikanische Autoren“.

3. Nach Doppelpunkten: Groß- oder Kleinschreibung?

Wenn Sie Doppelpunkte in Ihre Sätze einbauen: Geht’s danach groß oder klein weiter? Fakt ist: Doppelpunkte sind Übergangs- und Ankündigungszeichen. Mit ihnen können Sie den folgenden Text gezielt betonen. Hier muss nicht unbedingt ein vollständiger Satz anschließen: Aufzählungen, Einzelwörter, Wortgruppen oder verkürzte Sätze tun es auch. Genau das spielt bei der Groß- oder Kleinschreibung die entscheidende Rolle.

Fügen Sie nach dem Doppelpunkt einen vollen Satz mit Subjekt und Prädikat ein, beginnen Sie immer mit einem Großbuchstaben. Im Falle von Aufzählungen, Wortgruppen oder unvollständigen Sätzen werden dagegen nur Substantive, Substantivierungen und (Eigen-)Namen großgeschrieben: Kleinzuschreibende Wörter – Pronomen, Verben, Adjektive, Präpositionen oder Artikel – schreiben Sie klein.

4. „Als Nächstes“ oder „als nächstes“?

Weitere sprachliche Zweifelsfälle begegnen uns bei Wortgruppen wie „als nächstes“ oder „als letztes“. Oder „als Nächstes“ und „als Letztes“? Hier kommt’s darauf an, was Sie eigentlich sagen wollen. Beziehen Sie sich (mehr oder weniger) direkt auf ein anderes Substantiv in Ihrem Satz, schreiben Sie klein:

  • „der nächste Auftrag“,
  • „von einem Termin zum nächsten hetzen“,
  • „der Auftrag, den wir als nächsten bearbeiten“ oder
  • „der Auftrag, den wir als letzten bearbeitet haben“.

Dagegen ist die Großschreibung korrekt, wenn Sie „Nächstes“ oder „Letztes“ als eigenständige Substantive verwenden:

  • „der Auftrag, den wir als Nächstes bearbeiten werden“ oder
  • „der Auftrag, den wir als Letztes bearbeitet haben“.

Anders als bei den oben erwähnten Beispielen ist der im Folgenden anstehende Auftrag und das zuletzt absolvierte Projekt gemeint – die nächste Handlung, aber nicht der nächste oder der letzte Auftrag.

5. Bindestriche bei Zusammensetzungen?

Bindestriche oder keine Bindestriche? Zusammensetzungen können Sie mit Bindestrichen schreiben. Immer dann, wenn sie ohne Trennstriche zu lang, zu unübersichtlich und schwer zu lesen sind. Oder wenn Missverständnisse auftreten könnten: bei

  • „Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung“ statt „Kraftfahrzeughaftpflichtversicherung“,
  • „Desktop-Publishing“ oder „Science-Fiction“ statt „Desktoppublishing“ und „Sciencefiction“,
  • „Donau-Auen“, „Treue-Eid“ oder „Hawaii-Inseln“ statt „Donauauen“, „Treueeid“ und „Hawaiiinseln“,
  • „die Hoch-Zeit des Barocks“ – um die Blütezeit des 17. Jahrhunderts von der „romantischen Barock-Hochzeit“ im Freundeskreis abzugrenzen,
  • „Musiker-Leben“ und „Drucker-Zeugnis“: um beides von „Musik-Erleben“ und „Druck-Erzeugnis“ zu unterscheiden.

Doch übersichtliche Zusammensetzungen kommen ohne trennende Striche aus. „Firmenleitung“, „Prozessoptimierung“, „Hundekekse“: Hier wären Bindestriche deplatziert.

6. Bindestriche nach dem Fugen-S?

Sogenannte Fugenlaute bilden bei zusammengesetzten Wörtern eine Art Scharnier. Das Fugen-S kommt am häufigsten vor (gefolgt von „en“, „er“, „es“ und „e“): bei

  • „Freundschaftsdienst“ und „Ansichtskarte“,
  • „Hilfseinsatz“ und „Qualitätsprüfung“,
  • „Handwerksmeister“ oder „Unternehmensmanagement“.

Weil das „S“ Zusammensetzungen verknüpft, ist ein zusätzlicher Bindestrich überflüssig. Greifen Sie also bitte nicht zu „Freundschafts-Dienst“, „Qualitäts-Prüfung“ oder „Unternehmens-Management“.

Allerdings bilden Wörter eine Ausnahme, die durch den Bindestrich eine neue Bedeutung erhalten – oder die mit Abkürzungen gekoppelt werden: zum Beispiel

  • „Preis-Leistungs-Verhältnis“,
  • „Reiseversicherungs-AGB“ und
  • „Bauunternehmungs-GmbH“.

Extratipp zum Schluss: Wörter, bei denen zwei Schreibweisen richtig sind?

Laut Duden gibt es für eine ganze Reihe von Wörtern zwei Schreibweisen. Und beide Varianten sind korrekt: „Potenzial“ und „Potential“, „Selbstständigkeit“ und „Selbständigkeit“, „Unternehmerbiografie“ und „Unternehmerbiographie“. Doch der Duden empfiehlt jeweils eine Schreibweise: „Potenzial“, „Selbstständigkeit“ und „Biografie“. Greifen Sie am besten immer zu diesen Empfehlungen. So schreiben Sie einheitlich – und Sie können in allen Ihren Website- und Werbetexten eine einheitliche Corporate Language verwirklichen.

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2 Kommentare

  1. Moz

    Hallo, ich habe eine Frage:
    Planung für und Vorbereitung auf etw.
    oder Planung und Vorbereitung auf etw.
    (Planung für etwas und Vorbereitung darauf sieht nicht gut aus).
    Welcher ist falsch?
    Vielen Dank

    Antworten
    1. Sandra Meinzenbach (Beitrag Autor)

      Hallo,

      korrekt ist „Planung für (…)“ und „Vorbereitung auf (…)“: beispielsweise „Planung für das Ereignis XY“ und „Vorbereitung auf das Ereignis XY“.

      Viele Grüße
      Sandra Meinzenbach

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